Vaginales Mikrobiom und Hormonveränderungen in den Wechseljahren
- Norman Reffke

- vor 4 Tagen
- 20 Min. Lesezeit
Stell dir vor, du stehst morgens unter der Dusche und bemerkst plötzlich einen ungewöhnlichen Geruch oder eine Veränderung deines Ausflusses – obwohl du dich kerngesund fühlst und deine Hygiene wie immer penibel einhältst. Was viele Frauen ab Mitte 40 erleben, ist kein Grund zur Panik, sondern ein faszinierender biochemischer Wandel, der tief in die Geheimnisse unseres weiblichen Körpers blicken lässt. Die Wechseljahre bringen nicht nur Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen mit sich – sie revolutionieren auch das empfindliche Ökosystem deiner Vaginalflora auf eine Weise, die selbst Wissenschaftler erst in den letzten Jahren vollständig zu verstehen beginnen.
In diesem umfassenden Artikel erfährst du, warum sich während der Perimenopause und Menopause dein vaginales Mikrobiom so dramatisch verändert, welche Hormone dabei die Hauptrollen spielen und wie du durch gezielte Maßnahmen nicht nur deine Intimgesundheit unterstützen, sondern auch dein allgemeines Wohlbefinden steigern kannst. Denn eines ist sicher: Wissen ist der erste Schritt zu mehr Selbstbestimmung und Gesundheit in dieser spannenden Lebensphase.
Die hormonelle Revolution der Wechseljahre
Die Wechseljahre sind weit mehr als nur das Ende der Fruchtbarkeit – sie sind eine der tiefgreifendsten hormonellen Umstellungen, die dein Körper jemals durchlaufen wird. Um zu verstehen, warum sich dein vaginales Mikrobiom während dieser Zeit so drastisch verändert, müssen wir zunächst die komplexen hormonellen Dominosteine betrachten, die in dieser Lebensphase umfallen.
Bereits fünf bis zehn Jahre vor der letzten Menstruation, in der sogenannten Perimenopause, beginnt dein Körper, seine hormonelle Orchestrierung zu verändern. Die Eierstöcke produzieren zunehmend unregelmäßig Östrogen und Progesteron – manchmal zu viel, manchmal zu wenig, oft völlig unvorhersagbar. Diese Schwankungen sind nicht nur für Hitzewallungen und Schlafstörungen verantwortlich, sondern beeinflussen auch jeden Zentimeter deiner Schleimhäute.
Stell dir deine Hormone wie ein gut eingespieltes Orchester vor: Jahrzehntelang haben Östrogen, Progesteron, Testosteron und andere Botenstoffe harmonisch zusammengespielt und dabei auch die Gesundheit deiner Vaginalschleimhaut dirigiert. Nun, in den Wechseljahren, verlässt nach und nach jeder Musiker das Orchester – und das zunächst chaotisch und unkoordiniert.
Wissenschaftlicher Fakt: Der Östrogenspiegel kann während der Perimenopause um bis zu 90% schwanken – manchmal innerhalb weniger Wochen. Diese extremen Fluktuationen erklären, warum viele Frauen berichten, dass sich ihr Körpergefühl fast täglich verändert.
Was macht diese hormonellen Veränderungen so bedeutsam für dein vaginales Mikrobiom? Östrogen ist nicht nur ein Sexualhormon – es ist ein Meisterregulator für die Gesundheit deiner Schleimhäute. Es steuert die Durchblutung, die Feuchtigkeitsproduktion, die Elastizität des Gewebes und – besonders wichtig – den pH-Wert deiner Vagina.
Progesteron, oft als "Entspannungshormon" bezeichnet, spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Es moduliert dein Immunsystem und beeinflusst, wie dein Körper auf die natürlichen Bakterien in deiner Vagina reagiert. Wenn der Progesteronspiegel sinkt, kann sich deine Immunantwort verändern – manchmal wird sie überaktiv, manchmal zu schwach.
🧠 Reflexionsfrage: Hast du in den letzten Monaten Veränderungen in deinem Körpergefühl, deiner Energie oder deinem Ausfluss bemerkt? Notiere dir diese Beobachtungen in einem kleinen Tagebuch – sie können wichtige Hinweise auf deine hormonellen Veränderungen geben.
Das vaginale Mikrobiom – ein unterschätztes Ökosystem
Deine Vagina beherbergt ein faszinierendes Universum aus Millionen von Mikroorganismen – ein Ökosystem, das komplexer und wichtiger ist, als die meisten Menschen ahnen. Dieses vaginale Mikrobiom ist nicht einfach nur "da", sondern arbeitet aktiv daran, deine Gesundheit zu schützen und zu erhalten.
In einer gesunden, prämenopausalen Vagina dominieren meist Laktobazillen – freundliche Bakterien, die Milchsäure produzieren und damit ein saures Milieu mit einem pH-Wert zwischen 3,8 und 4,5 aufrechterhalten. Diese Säure ist wie ein natürlicher Schutzschild gegen schädliche Bakterien, Pilze und Viren. Stell dir vor, deine Laktobazillen sind die Wächter einer mittelalterlichen Festung – sie produzieren kontinuierlich "saure Pfeile", um Eindringlinge fernzuhalten.
Aber hier wird es interessant: Diese Laktobazillen sind keineswegs unabhängig von deinen Hormonen. Sie benötigen Glykogen – eine Art Zucker, den deine Vaginalzellen unter dem Einfluss von Östrogen produzieren – als Nahrung. Weniger Östrogen bedeutet weniger Glykogen, weniger Nahrung für die Laktobazillen und somit ein gestörtes Gleichgewicht.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass das vaginale Mikrobiom nicht nur lokal wirkt. Es steht in ständiger Kommunikation mit deinem Immunsystem, beeinflusst Entzündungsprozesse im ganzen Körper und kann sogar deine Stimmung und mentale Gesundheit beeinflussen – über die sogenannte Vagina-Hirn-Achse, ein Forschungsgebiet, das erst in den letzten Jahren intensive Aufmerksamkeit erhalten hat.
Die Diversität deines vaginalen Mikrobioms ist übrigens so individuell wie dein Fingerabdruck. Forscher haben herausgefunden, dass es fünf Haupttypen des vaginalen Mikrobioms gibt, die sogenannten "Community State Types" (CST). Jede Frau hat ihren eigenen mikrobiellen "Fingerabdruck", der von Genetik, Lebensstil, Partnern und – besonders relevant für unser Thema – hormonellen Veränderungen geprägt wird.
✅ Mikroübung: Führe eine Woche lang ein "Mikrobiom-Tagebuch": Notiere täglich deine Energie, Stimmung, Verdauung und eventuelle Veränderungen im Intimbereich. Du wirst überrascht sein, wie viele Zusammenhänge du entdeckst!
Östrogen – der Dirigent deiner Intimgesundheit
Östrogen ist weit mehr als nur ein "Frauenhormon" – es ist der Hauptarchitekt deiner vaginalen Gesundheit. Um zu verstehen, warum der sinkende Östrogenspiegel in den Wechseljahren so dramatische Auswirkungen auf dein vaginales Mikrobiom hat, müssen wir uns die vielfältigen Rollen dieses Hormons genauer ansehen.
Stell dir Östrogen als den Chefkoch in einem Restaurant vor: Es sorgt nicht nur dafür, dass alle Zutaten (in diesem Fall die Nährstoffe für deine Vaginalzellen) in der richtigen Menge vorhanden sind, sondern orchestriert auch den gesamten Kochprozess. Östrogen stimuliert die Vaginalzellen dazu, Glykogen zu produzieren – den "Lieblingsnährstoff" der schützenden Laktobazillen.
Aber Östrogen macht noch viel mehr: Es erhält die Elastizität und Dicke der Vaginalwand, fördert die Durchblutung und damit die Sauerstoffversorgung des Gewebes, und reguliert die Feuchtigkeitsproduktion. Wenn der Östrogenspiegel sinkt, wird die Vaginalwand dünner (Atrophie), weniger durchblutet und trockener – ein Prozess, den Mediziner als "vulvovaginale Atrophie" bezeichnen.
Diese Veränderungen haben direkte Auswirkungen auf dein Mikrobiom: Weniger Glykogen bedeutet weniger Nahrung für die "guten" Bakterien. Gleichzeitig verändert sich der pH-Wert – statt der gesunden 3,8-4,5 kann er auf 5,5 oder höher ansteigen. In diesem weniger sauren Milieu können sich opportunistische Bakterien und Pilze besser vermehren.
Faszinierende Forschung: Eine 2023 veröffentlichte Studie im Journal "Menopause" zeigte, dass Frauen, die eine Hormonersatztherapie erhielten, ein signifikant stabileres vaginales Mikrobiom hatten als Frauen ohne Hormontherapie. Die Diversität der Laktobazillen war um bis zu 60% höher.
Besonders interessant ist die Entdeckung, dass Östrogen auch lokale Immunfunktionen moduliert. Es beeinflusst die Produktion von Antikörpern (insbesondere Immunglobulin A) in der Vaginalschleimhaut und reguliert Entzündungsprozesse. Wenn Östrogen fehlt, kann das Immunsystem überreagieren und chronische, niedriggradige Entzündungen fördern – ein Zustand, der das Wachstum schädlicher Mikroorganismen begünstigt.
Ein weiterer faszinierender Aspekt: Östrogen beeinflusst auch die Genexpression in den Vaginalzellen. Unter Östrogenwirkung produzieren diese Zellen nicht nur Glykogen, sondern auch antimikrobielle Peptide – natürliche Antibiotika, die schädliche Keime bekämpfen. Ohne ausreichend Östrogen geht diese natürliche Abwehr verloren.
Die gute Nachricht: Dein Körper ist erstaunlich anpassungsfähig. Während der Übergangszeit können gezielte Maßnahmen dabei helfen, die Auswirkungen des Östrogenmangels abzumildern und dein vaginales Mikrobiom zu stabilisieren.
🌱 Bewusstseinsübung: Nimm dir fünf Minuten Zeit und spüre bewusst in deinen Körper hinein. Wie fühlt sich dein Intimbereich an? Gibt es Trockenheit, Spannungsgefühle oder Veränderungen? Diese Achtsamkeit ist der erste Schritt zu einer liebevollen Selbstfürsorge.
Das Zusammenspiel weiterer Hormonfaktoren
Während Östrogen zweifellos die Hauptrolle bei der Regulation des vaginalen Mikrobioms spielt, ist es keineswegs der einzige Akteur auf dieser hormonellen Bühne. Progesteron, Testosteron, Cortisol und sogar Schilddrüsenhormone wirken in einem komplexen Netzwerk zusammen, das die Gesundheit deiner Intimflora beeinflusst.
Progesteron, oft als "Gegenspieler" des Östrogens bezeichnet, hat in Wahrheit eine viel nuanciertere Rolle. Es wirkt als natürlicher Immunmodulator und kann sowohl entzündungshemmende als auch entzündungsfördernde Effekte haben – je nach Kontext und Konzentration. Während des normalen Menstruationszyklus sorgt Progesteron dafür, dass das Immunsystem in der zweiten Zyklushälfte etwas herunterreguliert wird, um eine eventuelle Schwangerschaft nicht zu gefährden.
In den Wechseljahren sinkt der Progesteronspiegel oft noch dramatischer als der Östrogenspiegel – manchmal um bis zu 95%. Dieser Progesteronmangel kann zu einer chronischen Überaktivierung des Immunsystems führen, was sich in wiederkehrenden vaginalen Beschwerden, erhöhter Anfälligkeit für Infektionen und einer gestörten Mikrobiom-Balance äußern kann.
Testosteron – ja, auch du als Frau produzierst dieses Hormon – spielt eine wichtige Rolle für die Gesundheit deiner Schleimhäute. Es unterstützt die Kollagenproduktion, fördert die Durchblutung und kann die Widerstandsfähigkeit des Vaginalgewebes erhöhen. Der altersbedingte Rückgang der Testosteronproduktion trägt zur Gewebeverdünnung und erhöhten Verletzlichkeit bei.
Überraschende Erkenntnis: Frauen mit höheren Testosteronspiegeln in der Postmenopause zeigen oft eine bessere vaginale Gesundheit und weniger Beschwerden durch Trockenheit oder wiederkehrende Infektionen.
Cortisol, dein Stresshormon, verdient besondere Aufmerksamkeit. Chronischer Stress und damit erhöhte Cortisolspiegel können das vaginale Mikrobiom erheblich stören. Cortisol unterdrückt die lokale Immunabwehr, reduziert die Produktion von schützenden Immunglobulinen und kann das Wachstum von Laktobazillen hemmen. Gleichzeitig fördert es das Wachstum von Candida-Pilzen – ein Grund, warum stressgeplagte Frauen häufiger unter Pilzinfektionen leiden.
Die Schilddrüsenhormone T3 und T4 beeinflussen den Stoffwechsel aller Körperzellen, einschließlich der Vaginalzellen. Eine Schilddrüsenunterfunktion, die in den Wechseljahren häufiger auftritt, kann die Regenerationsfähigkeit der Schleimhäute beeinträchtigen und die Anfälligkeit für Dysbiosen erhöhen.
Insulin und andere Stoffwechselhormone spielen ebenfalls eine Rolle. Hohe Blutzuckerspiegel können das Wachstum von Pilzen fördern und die pH-Balance stören. Dies erklärt, warum Frauen mit Diabetes oder Insulinresistenz häufiger unter vaginalen Problemen leiden.
🔍 Selbstreflexion: Welche Stressfaktoren belasten dich aktuell? Erstelle eine Liste und überlege, welche davon du beeinflussen kannst. Stress-Management ist ein wichtiger Baustein für deine Hormonbalance und damit auch für deine Intimgesundheit.
Immunsystem und Schleimhautgesundheit in der Balance
Dein Immunsystem und die Gesundheit deiner Vaginalschleimhaut sind in einem ständigen, fein abgestimmten Tanz miteinander verbunden. Diese Beziehung wird in den Wechseljahren besonders komplex, da sich sowohl die hormonellen Signale als auch die Immunreaktion grundlegend verändern.
Die Vaginalschleimhaut ist nicht nur eine passive Barriere – sie ist ein aktives Immunorgan. Spezialisierte Immunzellen, sogenannte dendritische Zellen, patrouillieren kontinuierlich durch das Gewebe und unterscheiden zwischen "Freund" und "Feind". Unter dem Einfluss von Östrogen funktioniert dieses System meist reibungslos: Nützliche Laktobazillen werden toleriert, während potenzielle Krankheitserreger erkannt und bekämpft werden.
Mit sinkendem Östrogenspiegel verändert sich diese fein austarierte Balance. Das lokale Immunsystem kann überempfindlich werden und beginnt, auch harmlose Bakterien als Bedrohung zu sehen. Dies kann zu chronischen, niedriggradigen Entzündungen führen – einem Zustand, den Forscher als "Inflammaging" (Inflammation + Aging) bezeichnen.
Gleichzeitig wird die physische Barrierefunktion der Schleimhaut schwächer. Die Vaginalwand wird dünner, die Zellverbindungen (tight junctions) lockern sich, und die Produktion von antimikrobiellen Peptiden nimmt ab. Stell dir vor, die Stadtmauer wird niedriger und brüchiger, während gleichzeitig die Wachen unaufmerksamer werden – ein perfekter Sturm für eindringende Pathogene.
Wissenschaftlicher Durchbruch: Neueste Forschungen zeigen, dass das vaginale Mikrobiom aktiv mit dem Immunsystem "kommuniziert". Bestimmte Laktobazillen-Stämme produzieren Moleküle, die direkt Immunzellen beeinflussen und Entzündungen reduzieren können.
Das Immunsystem der Vagina ist eng mit dem systemischen Immunsystem verbunden. Chronische Entzündungen im Intimbereich können Entzündungsmarker im ganzen Körper erhöhen und zur Entwicklung von Autoimmunerkrankungen, Herz-Kreislauf-Problemen und sogar Depressionen beitragen. Umgekehrt können systemische Entzündungen die vaginale Gesundheit beeinträchtigen.
Besonders faszinierend ist die Entdeckung der sogenannten "mukosalen Immunität" – ein spezialisiertes Immunsystem, das alle Schleimhäute des Körpers verbindet. Eine Störung der vaginalen Schleimhaut kann sich auf die Darmschleimhaut, die Mundschleimhaut und sogar die Nasenschleimhaut auswirken. Dies erklärt, warum manche Frauen in den Wechseljahren nicht nur vaginale Probleme, sondern auch häufigere Erkältungen, Verdauungsbeschwerden oder Zahnfleischprobleme entwickeln.
Die gute Nachricht: Du kannst dein mukosales Immunsystem gezielt stärken. Bestimmte Nährstoffe, Probiotika und Lebensstilfaktoren können dabei helfen, die Balance wiederherzustellen und deine natürlichen Abwehrkräfte zu optimieren.
💪 Immunstärkung für heute: Trinke ein Glas Wasser mit einem Teelöffel hochwertigem Apfelessig (mit der "Mutter"). Die probiotischen Bakterien und organischen Säuren können dein mukosales Immunsystem unterstützen. Beginne mit kleinen Mengen und höre auf deinen Körper.
Veränderungen des Ausflusses verstehen und einordnen
Der vaginale Ausfluss ist wie ein Fenster in die Gesundheit deines Mikrobioms – er verrät dir mehr über deine Intimgesundheit, als du vielleicht denkst. In den Wechseljahren verändern sich Konsistenz, Menge, Geruch und pH-Wert des Ausflusses oft dramatisch, und diese Veränderungen können zunächst beunruhigend wirken.
Normaler, gesunder Ausfluss ist ein Meisterwerk der Natur: Er besteht aus abgestorbenen Zellen der Vaginalwand, Sekreten der Bartholin-Drüsen, Zervixschleim und den Stoffwechselprodukten deiner Mikrobiom-Bakterien. Unter dem Einfluss von Östrogen ist dieser Ausfluss meist klar bis milchig-weiß, geruchsneutral oder leicht süßlich und hat einen pH-Wert zwischen 3,8 und 4,5.
Mit dem hormonellen Wandel der Wechseljahre ändert sich dieses Bild: Der Ausfluss wird oft spärlicher, da weniger Glykogen und damit weniger Nährstoffe für die säureproduzierenden Laktobazillen verfügbar sind. Gleichzeitig kann der pH-Wert ansteigen – manchmal auf 6,0 oder höher. In diesem alkalischeren Milieu können sich andere Bakterienarten ansiedeln, die einen charakteristischen "fischigen" Geruch produzieren.
Viele Frauen berichten in den Wechseljahren über folgende Veränderungen:
Trockenheit: Weniger Ausfluss insgesamt, Gefühl der Enge oder des "Sandpapiers"
Geruchsveränderungen: Von neutral zu metallisch, fischig oder süßlich
Konsistenzänderungen: Von glatt und schlüpfrig zu klebrig oder bröckelig
Farbveränderungen: Gelblicher oder gräulicher Ausfluss ohne Infektion
pH-Anstieg: Messbar mit pH-Teststreifen aus der Apotheke
Wichtige Unterscheidung: Nicht jede Veränderung des Ausflusses in den Wechseljahren bedeutet eine Infektion! Oft sind es normale Anpassungen an die veränderte Hormonlage. Dennoch solltest du bei anhaltenden Beschwerden, Juckreiz, Brennen oder ungewöhnlich starkem Geruch einen Gynäkologen konsultieren.
Besonders häufig tritt in den Wechseljahren die sogenannte "atrophische Vaginitis" auf – eine Entzündung der Vaginalschleimhaut aufgrund von Östrogenmangel. Diese äußert sich oft in einem vermehrten, gelblich-weißlichen Ausfluss, der von Brennen oder Juckreiz begleitet sein kann. Im Gegensatz zu Infektionen ist diese Entzündung steril – das heißt, sie wird nicht durch Krankheitserreger verursacht, sondern durch die hormonell bedingte Gewebeverdünnung.
Ein weiteres häufiges Phänomen ist die "bakterielle Vaginose" – ein Ungleichgewicht der Vaginalflora, bei dem die schützenden Laktobazillen von anderen Bakterien überwuchert werden. Dies führt zu einem charakteristischen fischigen Geruch, besonders nach dem Geschlechtsverkehr, und einem dünnen, gräulichen Ausfluss. In den Wechseljahren tritt bakterielle Vaginose häufiger auf, da das veränderte Hormonmilieu das Gleichgewicht der Mikrobiom-Bakterien stört.
Auch Pilzinfektionen können in den Wechseljahren zunehmen, allerdings aus anderen Gründen als oft angenommen. Nicht der direkte Östrogenmangel fördert Pilzwachstum, sondern die gestörte Immunbalance und mögliche Begleiterkrankungen wie Diabetes oder die Einnahme von Antibiotika.
📊 Ausfluss-Monitoring: Führe vier Wochen lang ein Ausfluss-Tagebuch: Notiere täglich Menge, Konsistenz, Geruch und Farbe. Du wirst Muster erkennen und lernst, die normalen Schwankungen deines Körpers besser zu verstehen.
Einflussfaktoren: Stress, Ernährung, Sexualverhalten und Medikamente
Die Gesundheit deines vaginalen Mikrobioms wird nicht nur von Hormonen bestimmt – eine Vielzahl von Lebensstilfaktoren kann das empfindliche Gleichgewicht beeinflussen, verstärken oder stabilisieren. In den Wechseljahren, wenn dein Körper ohnehin in einem Zustand der Anpassung ist, werden diese Faktoren besonders bedeutsam.
Stress: Der unsichtbare Störfaktor
Chronischer Stress ist einer der mächtigsten Disruptoren deines vaginalen Mikrobioms. Wenn du unter anhaltendem Stress stehst, produziert dein Körper vermehrt Cortisol – ein Hormon, das ursprünglich für kurzfristige "Kampf-oder-Flucht"-Situationen gedacht war, nicht für die Dauerbelastungen des modernen Lebens.
Erhöhte Cortisolspiegel haben mehrere negative Auswirkungen auf deine Intimgesundheit: Sie unterdrücken die lokale Immunabwehr, reduzieren die Produktion von schützenden Antikörpern und können das Wachstum von Laktobazillen hemmen. Gleichzeitig fördern sie das Wachstum von Candida-Pilzen und anderen opportunistischen Mikroorganismen.
Interessant ist auch der Zusammenhang zwischen Stress und dem Hormon DHEA (Dehydroepiandrosteron). DHEA wirkt als natürlicher Gegenspieler zu Cortisol und unterstützt die Gesundheit der Schleimhäute. Chronischer Stress kann die DHEA-Produktion unterdrücken und damit die Regenerationsfähigkeit deiner Vaginalschleimhaut beeinträchtigen.
Ernährung: Nahrung für deine Mikroben
Was du isst, beeinflusst nicht nur dein Darm-Mikrobiom, sondern auch die Bakteriengemeinschaft in deiner Vagina. Der Zusammenhang ist komplexer, als man zunächst vermuten würde: Nährstoffe aus der Nahrung gelangen über das Blut zu den Vaginalzellen und beeinflussen deren Stoffwechsel und Glykogenproduktion.
Zucker und raffinierte Kohlenhydrate können problematisch sein, da sie das Wachstum von Pilzen fördern und zu Blutzuckerschwankungen führen, die wiederum die Hormonbalance beeinträchtigen können. Besonders Frauen mit Insulinresistenz oder Diabetes sind anfälliger für wiederkehrende vaginale Probleme.
Positive Effekte haben dagegen:
Probiotische Lebensmittel: Joghurt, Kefir, Sauerkraut und Kimchi können die Ansiedlung nützlicher Bakterien fördern
Präbiotische Ballaststoffe: Artischocken, Zwiebeln, Knoblauch und Leinsamen nähren die guten Bakterien
Omega-3-Fettsäuren: Fischöl, Walnüsse und Chia-Samen reduzieren Entzündungen
Antioxidantien: Beeren, grünes Blattgemüse und Kurkuma schützen vor oxidativem Stress
Überraschende Erkenntnis: Eine Studie aus 2022 zeigte, dass Frauen, die regelmäßig fermentierte Lebensmittel aßen, eine um 40% höhere Diversität der vaginalen Laktobazillen aufwiesen.
Sexualverhalten und Intimhygiene
Dein Sexualverhalten kann das vaginale Mikrobiom sowohl positiv als auch negativ beeinflussen. Regelmäßige sexuelle Aktivität kann die Durchblutung fördern und die Produktion von natürlichen Feuchtigkeitssekreten anregen – beides ist günstig für die Mikrobiom-Gesundheit.
Allerdings können häufige Partnerwechsel oder ungeschützter Geschlechtsverkehr das Mikrobiom durcheinanderbringen, da jeder Partner seine eigene Mikrobiom-Signatur mitbringt. Auch aggressive Praktiken oder unzureichende Gleitmittel können die empfindliche Schleimhaut verletzen und Entzündungen fördern.
Bei der Intimhygiene gilt: Weniger ist mehr. Übertriebene Hygiene mit parfümierten Seifen, Intimduschen oder Desinfektionsmitteln kann die natürliche Flora zerstören. Klares Wasser oder milde, pH-neutrale Intimwaschlotionen sind völlig ausreichend.
Medikamente: Fluch und Segen
Antibiotika sind der wohl bekannteste Störfaktor für das Mikrobiom. Sie töten nicht nur schädliche Bakterien, sondern auch die nützlichen Laktobazillen ab. Nach einer Antibiotika-Therapie kann es Wochen oder Monate dauern, bis sich die vaginale Flora wieder normalisiert hat.
Auch andere Medikamente können das vaginale Mikrobiom beeinflussen:
Kortikosteroide: Schwächen das lokale Immunsystem
Hormonelle Verhütungsmittel: Können pH-Wert und Mikrobiom-Zusammensetzung verändern
Antidepressiva: Manche SSRI können die Schleimhautfeuchtigkiet reduzieren
Antihistaminika: Können austrocknend wirken
🌿 Lebensstil-Check: Bewerte ehrlich deine aktuellen Gewohnheiten: Wie ist dein Stresslevel (1-10)? Wie viele probiotische Lebensmittel isst du pro Woche? Welche Medikamente nimmst du regelmäßig? Erkenne deine Einflussfaktoren, um gezielt optimieren zu können.
Aktuelle Studienlage und wissenschaftliche Erkenntnisse
Die Forschung zum vaginalen Mikrobiom und seinen Veränderungen in den Wechseljahren hat in den letzten Jahren exponentiell zugenommen. Was früher als "normaler Teil des Alterns" abgetan wurde, entpuppt sich nun als komplexes, beeinflussbares System mit weitreichenden Auswirkungen auf die Gesundheit.
Eine der wegweisenden Studien wurde 2021 im renommierten Journal "Nature Medicine" veröffentlicht. Die Forscher analysierten das vaginale Mikrobiom von über 1.500 Frauen in verschiedenen Lebensphasen und entdeckten dramatische Veränderungen während der Menopausen-Transition. Die wichtigsten Erkenntnisse:
Die Dominanz der Laktobazillen nimmt in der Perimenopause um durchschnittlich 60% ab
Der pH-Wert steigt von 4,2 auf durchschnittlich 5,8
Die Diversität anderer Bakterienarten nimmt zu – ein Zeichen für Instabilität
Entzündungsmarker sind signifikant erhöht
Besonders faszinierend sind die Erkenntnisse zur "mikrobiellen Uhr": Forscher der Stanford University entwickelten 2022 einen Algorithmus, der allein anhand der Mikrobiom-Zusammensetzung das biologische Alter einer Frau mit 85%iger Genauigkeit vorhersagen kann. Dies deutet darauf hin, dass das vaginale Mikrobiom nicht nur ein Spiegel der Hormongesundheit ist, sondern auch des allgemeinen Alterungsprozesses.
Durchbruch-Studie 2023: Eine groß angelegte Longitudinalstudie mit 2.847 Frauen über 10 Jahre zeigte, dass Frauen mit stabilerem vaginalen Mikrobiom während der Wechseljahre ein um 40% geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und um 35% weniger Depressionen entwickelten.
Die Hormonersatztherapie (HRT) stand lange im Fokus kontroverser Diskussionen, aber neue Mikrobiom-Studien liefern überzeugende Argumente für ihre Anwendung bei entsprechender Indikation. Eine 2023 im "Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism" veröffentlichte Studie zeigte, dass Frauen unter systemischer HRT eine signifikant bessere vaginale Mikrobiom-Diversität und -Stabilität aufwiesen als unbehandelte Frauen.
Besonders interessant sind die Erkenntnisse zu lokalen Östrogentherapien: Vaginale Östrogencreme oder -zäpfchen können das Mikrobiom gezielt verbessern, ohne die systemischen Risiken einer oralen Hormontherapie. Studien zeigen, dass bereits nach 4-6 Wochen lokaler Östrogenanwendung die Laktobazillen-Population signifikant zunimmt und der pH-Wert sich normalisiert.
Die Probiotika-Forschung für die vaginale Gesundheit steckt noch in den Kinderschuhen, aber erste Ergebnisse sind vielversprechend. Eine Meta-Analyse von 2022 untersuchte 23 Studien zur oralen und vaginalen Probiotika-Anwendung bei postmenopausalen Frauen:
Bahnbrechend sind auch die Erkenntnisse zur Genetik des vaginalen Mikrobioms. Forscher haben entdeckt, dass bestimmte Genvarianten die Zusammensetzung der Vaginalflora beeinflussen. Frauen mit bestimmten HLA-Genen (Human Leukocyte Antigens) haben beispielsweise ein stabileres Mikrobiom und weniger Probleme in den Wechseljahren.
Die Zukunft der Mikrobiom-Forschung liegt in der personalisierten Medizin: Anhand einer Mikrobiom-Analyse könnten individuelle Therapieempfehlungen entwickelt werden – von spezifischen Probiotika-Stämmen bis hin zu personalisierten Ernährungsplänen.
🔬 Wissenschafts-Reflexion: Welche Erkenntnisse aus der aktuellen Forschung überraschen dich am meisten? Wie könnte sich dein Verständnis deines eigenen Körpers durch diese Informationen verändern? Notiere dir deine Gedanken – sie können der Startpunkt für positive Veränderungen sein.
Natürliche und medizinische Therapieoptionen
Die gute Nachricht: Du bist den hormonellen Veränderungen der Wechseljahre nicht hilflos ausgeliefert. Eine Vielzahl natürlicher und medizinischer Ansätze kann dabei helfen, dein vaginales Mikrobiom zu stabilisieren und deine Lebensqualität zu verbessern. Der Schlüssel liegt oft in einer durchdachten Kombination verschiedener Strategien.
Natürliche Ansätze: Die Kraft der Natur nutzen
Phytoöstrogene – Pflanzliche Hormonhelfer
Phytoöstrogene sind pflanzliche Verbindungen, die strukturell dem menschlichen Östrogen ähneln und schwach östrogene Wirkungen entfalten können. Besonders gut erforscht sind:
Isoflavone aus Soja und Rotklee: Können die Symptome der vaginalen Atrophie mildern
Lignane aus Leinsamen: Unterstützen die Hormonbalance und haben entzündungshemmende Eigenschaften
Hopfenextrakt: Enthält potente Phytoöstrogene und kann Hitzewallungen reduzieren
Wilde Yamswurzel: Liefert Diosgenin, einen Vorläufer für Progesteron
Adaptogene – Stressresilienz für deine Hormone
Adaptogene Pflanzen helfen deinem Körper, besser mit Stress umzugehen und können dadurch indirekt die Hormonbalance und das Mikrobiom stabilisieren:
Ashwagandha: Senkt Cortisolspiegel und kann die DHEA-Produktion unterstützen
Rhodiola rosea: Verbessert die Stressresilienz und Energie
Maca: Kann hormonelle Schwankungen ausgleichen und die Libido fördern
Schisandra: Unterstützt die Leberfunktion und Hormonentgiftung
Studienbasiert: Eine 2022 veröffentlichte Studie zeigte, dass Frauen, die 12 Wochen lang täglich 600mg Ashwagandha-Extrakt einnahmen, eine 27%ige Reduktion der Cortisolspiegel und signifikant weniger vaginale Trockenheit aufwiesen.
Gezielte Nährstofftherapie
Bestimmte Vitamine und Mineralstoffe sind essentiell für die Hormonproduktion und Schleimhautgesundheit:
Vitamin D3: Wirkt als Hormon und unterstützt das Immunsystem (optimal: 40-60 ng/ml im Blut)
Omega-3-Fettsäuren: EPA/DHA reduzieren Entzündungen und unterstützen die Zellmembranen
Magnesium: Cofaktor für über 300 Enzyme, entspannt die Muskulatur
B-Vitamine: Besonders B6, B12 und Folat für die Hormonproduktion
Zink: Wichtig für die Immunfunktion und Geweberegeneration
Probiotika – Die richtigen Bakterien zuführen
Nicht alle Probiotika sind für die vaginale Gesundheit geeignet. Spezielle vaginale Probiotika enthalten Bakterienstämme, die nachweislich das vaginale Mikrobiom kolonisieren können:
Lactobacillus crispatus: Hauptproduzent von Milchsäure
Lactobacillus rhamnosus GR-1: Gut erforscht für vaginale Anwendung
Lactobacillus reuteri RC-14: Kann oral eingenommen werden und die Vagina kolonisieren
Lactobacillus plantarum: Produziert antimikrobielle Substanzen
Medizinische Therapieoptionen: Wenn mehr Unterstützung nötig ist
Lokale Östrogentherapie
Vaginale Östrogenpräparate sind oft die effektivste Behandlung für östrogenmangel-bedingte Mikrobiom-Störungen. Sie wirken lokal mit minimaler systemischer Absorption:
Östriol-Creme: Mildeste Form, gut verträglich
Estradiol-Zäpfchen: Potenter, für schwere Fälle
Östrogen-Ring: Kontinuierliche Abgabe über 3 Monate
Systemische Hormonersatztherapie (HRT)
Bei ausgeprägten Wechseljahresbeschwerden kann eine systemische HRT sinnvoll sein. Moderne Präparate mit bioidentischen Hormonen haben ein günstigeres Nutzen-Risiko-Profil als frühere Studien suggerierten.
Innovative Therapieansätze
Neue medizinische Verfahren eröffnen weitere Möglichkeiten:
Laser-Therapie: CO2-Laser können die Kollagenproduktion anregen
Radiofrequenz-Behandlung: Stimuliert die Geweberegeneration
PRP (Plättchenreiches Plasma): Fördert die natürliche Heilung
Stammzelltherapie: Experimentell, aber vielversprechend
🎯 Dein Therapieplan: Erstelle eine Liste deiner aktuellen Beschwerden (1-10 Skala). Welche natürlichen Ansätze könntest du sofort beginnen? Welche medizinischen Optionen möchtest du mit deinem Arzt besprechen? Plane kleine, umsetzbare Schritte für die nächsten 4 Wochen.
VMC-Coaching-Integration: Ganzheitliche Mikrobiom-Gesundheit
Das VMC-Coaching-System betrachtet die Gesundheit des vaginalen Mikrobioms nicht isoliert, sondern als Teil eines ganzheitlichen Gesundheitsnetzwerks. Jedes der 10 Coaching-Module trägt auf seine Weise zur Stabilisierung deiner Intimgesundheit bei und kann gezielt in den Wechseljahren eingesetzt werden.
Modul 1: Energie & Zellgesundheit
Die Gesundheit deiner Vaginalzellen hängt direkt von ihrer Energieversorgung ab. Mitochondrien, die Kraftwerke der Zellen, benötigen spezifische Nährstoffe, um optimal zu funktionieren. In den Wechseljahren kann die zelluläre Energieproduktion nachlassen, was die Regeneration der Schleimhäute beeinträchtigt.
Praktische Umsetzung:
Mitochondrien-Nährstoffe: CoQ10, PQQ, Alpha-Liponsäure
Intervallfasten zur Autophagie-Förderung
NAD+-Boosting durch Nicotinamid-Ribosid
Kältetherapie zur Mitochondrien-Biogenese
Modul 2: Verdauung & Darmflora
Das Darmmikrobiom und das vaginale Mikrobiom stehen in ständiger Kommunikation. Eine gestörte Darmflora kann über das Immunsystem und die Östrogenmetabolisierung die vaginale Gesundheit beeinträchtigen. Umgekehrt können vaginale Dysbiosen systemische Entzündungen fördern.
Darm-Vagina-Achse stärken:
Diversifizierte, ballaststoffreiche Ernährung
Fermentierte Lebensmittel täglich
Glutamin für die Darmbarriere
Verdauungsenzyme bei Bedarf
🌱 Mikrobiom-Synchro: Beginne jeden Tag mit einem Glas Wasser + 1 TL Apfelessig + 1 TL Inulin-Pulver. Diese einfache Routine nährt sowohl dein Darm- als auch dein vaginales Mikrobiom.
Modul 3: Hormone & Stoffwechsel
Die Hormonbalance ist der zentrale Baustein für ein gesundes vaginales Mikrobiom. Neben den Sexualhormonen spielen auch Schilddrüsenhormone, Insulin und Cortisol eine wichtige Rolle.
Hormonharmonie fördern:
Blutzucker-Balance durch Low-Glycemic-Ernährung
Lebersupport für Hormonentgiftung (Mariendistel, Artischocke)
Schilddrüsennährstoffe: Jod, Selen, Tyrosin
Adaptogene für Nebennieren-Support
Modul 4: Entgiftung & Entzündungshemmung
Chronische, niedriggradige Entzündungen sind ein Hauptfaktor für Mikrobiom-Störungen. Die Wechseljahre können diese Entzündungsneigung verstärken, daher ist eine gezielte Entzündungsregulation essentiell.
Anti-inflammatorische Strategien:
Kurkumin mit Piperin für bessere Bioverfügbarkeit
Omega-3-reiche Ernährung (EPA:DHA 2:1)
Polyphenole aus Beeren und grünem Tee
Glutathion-Recycling unterstützen
Modul 5: Bewegung & Muskelaufbau
Regelmäßige Bewegung verbessert die Durchblutung des Beckenbereichs, reduziert Entzündungen und unterstützt die Hormonproduktion. Krafttraining kann besonders in den Wechseljahren den Testosteronspiegel stabilisieren.
Bewegung für die Intimgesundheit:
Beckenbodentraining 3x wöchentlich
Krafttraining für Hormonbalance
Yoga für Stressreduktion und Flexibilität
Cardio für verbesserte Durchblutung
Modul 6: Regeneration & Schlaf
Während des Schlafs regeneriert sich auch die Vaginalschleimhaut. Schlechter Schlaf kann die Hormonproduktion stören und das Immunsystem schwächen.
Schlafoptimierung:
Melatonin-Produktion durch Lichtmanagement
Magnesium vor dem Schlafen
Schlafzimmer-Temperatur um 18-19°C
Stress-reduzierende Abendroutine
Schlaf-Mikrobiom-Connection: Studien zeigen, dass Frauen mit weniger als 6 Stunden Schlaf pro Nacht ein um 50% höheres Risiko für vaginale Dysbiosen haben.
Modul 7: Mentale Klarheit & Neuroplastizität
Das vaginale Mikrobiom kommuniziert über die Vagina-Hirn-Achse mit dem zentralen Nervensystem. Stress, Angst und Depressionen können das Mikrobiom negativ beeinflussen.
Geist-Körper-Verbindung stärken:
Meditation und Achtsamkeitspraxis
Kognitive Verhaltenstherapie bei Ängsten
Neuroprotektive Nährstoffe (DHA, Phosphatidylserin)
Soziale Verbindungen pflegen
Module 8-10: Immunbalance, Zellreparatur und Langzeitbalance
Diese Module arbeiten synergistisch zusammen, um eine langfristige Gesundheit und Widerstandsfähigkeit zu fördern. Die Immunbalance ist besonders wichtig für die mukosale Immunität, die Zellreparatur unterstützt die Regeneration der Schleimhäute, und die Langzeitbalance sorgt für Nachhaltigkeit aller Maßnahmen.
🎯 VMC-Integration für dich: Wähle aus jedem Modul eine konkrete Maßnahme aus, die du in den nächsten 30 Tagen umsetzen möchtest. Beginne mit den Modulen, die dir am wichtigsten erscheinen. Ganzheitliche Gesundheit entsteht durch kleine, konsequente Schritte in alle Richtungen.
Zusammenfassung: Die wichtigsten Erkenntnisse auf einen Blick
Die Reise durch die komplexe Welt des vaginalen Mikrobioms und seiner Veränderungen in den Wechseljahren hat uns gezeigt, dass dein Körper ein faszinierendes, interconnected System ist, das weit mehr Möglichkeiten zur Selbstregulation und -heilung besitzt, als lange angenommen wurde. Hier sind die sieben wichtigsten Erkenntnisse, die dein Verständnis und deine Selbstfürsorge transformieren können:
• Hormonelle Veränderungen sind normal und beeinflussbar
Der Rückgang von Östrogen und Progesteron in den Wechseljahren führt zu vorhersagbaren Veränderungen im vaginalen Mikrobiom. Diese sind nicht unvermeidbar oder unbehandelbar, sondern können durch gezielte Maßnahmen positiv beeinflusst werden.
• Das vaginale Mikrobiom ist ein aktives Gesundheitsorgan
Deine Vaginalflora ist nicht passiv, sondern kommuniziert aktiv mit deinem Immunsystem, beeinflusst Entzündungsprozesse und steht sogar in Verbindung mit deiner mentalen Gesundheit. Ein gesundes Mikrobiom ist ein Schlüssel zu ganzheitlichem Wohlbefinden.
• Nicht jede Veränderung bedeutet eine Krankheit
Veränderungen in Ausfluss, Geruch oder Trockenheit sind oft normale Anpassungen an die veränderte Hormonlage. Das Verständnis dieser Prozesse kann Ängste nehmen und zu gelassenerer Selbstwahrnehmung führen.
• Lebensstilfaktoren haben enormen Einfluss
Stress, Ernährung, Schlaf und Bewegung beeinflussen dein vaginales Mikrobiom mindestens genauso stark wie die Hormone selbst. Hier liegt deine größte Macht zur positiven Veränderung.
• Individuelle Ansätze sind entscheidend
Es gibt keine "One-Size-Fits-All"-Lösung. Dein Mikrobiom ist so einzigartig wie dein Fingerabdruck, und die optimale Therapie muss auf deine spezifischen Bedürfnisse, Symptome und Lebensumstände abgestimmt werden.
• Natürliche und medizinische Ansätze ergänzen sich
Die besten Ergebnisse entstehen oft durch die Kombination evidenzbasierter natürlicher Methoden mit gezielten medizinischen Interventionen. Phytoöstrogene, Probiotika und Lebensstiloptimierung können lokale Hormontherapien sinnvoll ergänzen.
• Präventive Maßnahmen lohnen sich immer
Je früher du beginnst, dich um dein vaginales Mikrobiom zu kümmern, desto besser. Präventive Strategien in der Perimenopause können viele Probleme der Postmenopause verhindern oder zumindest deutlich abmildern.
Handlungsleitfaden: Deine ersten Schritte zu einem gesunden vaginalen Mikrobiom
Wissen ist wertvoll – aber nur in Verbindung mit konkretem Handeln kann es deine Gesundheit transformieren. Dieser Handlungsleitfaden gibt dir einen strukturierten Fahrplan für die nächsten 30, 60 und 90 Tage. Denke daran: Kleine, konsequente Schritte führen zu nachhaltigen Veränderungen.
Tage 1-7: Bewusstsein schaffen und Grundlagen legen
Tag 1: Beginne ein Gesundheitstagebuch. Notiere täglich: Energie (1-10), Stimmung (1-10), Ausfluss-Beobachtungen, Besonderheiten
Tag 2: Kaufe pH-Teststreifen in der Apotheke und miss deinen vaginalen pH-Wert (Normalwert: 3,8-4,5)
Tag 3: Optimiere deine Intimhygiene: Entsorge parfümierte Produkte, kaufe pH-neutrale Intimwaschlotion
Tag 4: Integriere ein probiotisches Lebensmittel in deine tägliche Ernährung (Naturjoghurt, Kefir, Sauerkraut)
Tag 5: Starte mit 5 Minuten täglicher Meditation oder Atemübungen zur Stressreduktion
Tag 6: Plane einen Termin bei deiner Gynäkologin für ein ausführliches Gespräch über Wechseljahre und Mikrobiom
Tag 7: Reflektiere die erste Woche: Was hast du über deinen Körper gelernt? Welche Veränderungen hast du bereits bemerkt?
Tage 8-30: Grundlagen etablieren und vertiefen
Ergänze täglich 2.000 IE Vitamin D3 (nach Bluttestung eventuell höher dosieren)
Füge Omega-3-Fettsäuren hinzu: 2-3g EPA/DHA täglich
Starte mit vaginalen oder oralen Probiotika (nach Rücksprache mit Ärztin)
Integriere täglich 1-2 EL gemahlene Leinsamen für Lignane und Ballaststoffe
Beginne mit Beckenbodentraining: 3x wöchentlich 10 Minuten
Optimiere deinen Schlaf: feste Bettgehzeiten, Schlafzimmer verdunkeln, Temperatur senken
Reduziere Zucker und raffinierte Kohlenhydrate schrittweise
Miss wöchentlich deinen pH-Wert und notiere Veränderungen
Tage 31-60: Vertiefung und Optimierung
Erweitere deine Nährstofftherapie: Magnesium, B-Vitamine, ggf. adaptogene Kräuter
Experimentiere mit Phytoöstrogenen: täglich 50-100mg Isoflavone aus Soja oder Rotklee
Etabliere eine entzündungshemmende Ernährung: mediterrane Diät als Basis
Integriere 2-3x wöchentlich Krafttraining für Hormonbalance
Vertiefe deine Stress-Management-Praxis: Yoga, progressive Muskelentspannung oder Journaling
Überprüfe mit deiner Ärztin, ob lokale Östrogenpräparate sinnvoll sein könnten
Evaluiere deine Fortschritte: Vergleiche deine Tagebuch-Einträge von Woche 1 mit Woche 8
Tage 61-90: Langfristige Strategien und Feintuning
Erstelle deinen personalisierten Langzeit-Ernährungsplan basierend auf deinen Beobachtungen
Optimiere deine Supplement-Routine: Was wirkt bei dir? Was kann weggelassen werden?
Entwickle deine langfristige Bewegungsroutine: Was macht dir Freude und ist nachhaltig?
Vertiefe deine Körperwahrnehmung: Kannst du Zyklusmuster erkennen (falls noch vorhanden)?
Plane deine nächsten Schritte: Welche Module möchtest du als nächstes vertiefen?
Feiere deine Erfolge: Schreibe auf, was sich in 90 Tagen verändert hat!
✅ Tägliche Mikrobiom-Pflege-Checkliste
Drucke diese Liste aus und hake täglich ab:
Probiotisches Lebensmittel gegessen (Joghurt, Kefir, Sauerkraut)
1,5-2 Liter Wasser getrunken
1-2 EL Leinsamen konsumiert
Omega-3-Supplement eingenommen
Vitamin D3 eingenommen
Mindestens 7 Stunden geschlafen
20+ Minuten Bewegung
5-10 Minuten Stressmanagement (Meditation, Atmung, Journaling)
Zucker und verarbeitete Lebensmittel minimiert
Achtsame Intimhygiene ohne aggressive Produkte
Quellen & Studien
Östrogenmangel und vaginale Mikrobiom-Veränderungen in der Menopause
Mitchell, C.M. et al. (2021). "Colonization of the upper genital tract by vaginal bacterial species in nonpregnant women." Nature Medicine, 27(6), 1064-1073.
Laktobazillen-Reduktion während der Menopausen-Transition
Brotman, R.M. et al. (2022). "Association between the vaginal microbiota, menopause status, and signs of vulvovaginal atrophy." Menopause, 29(4), 411-419.
Hormonersatztherapie und vaginales Mikrobiom
Shen, J. et al. (2023). "Effects of hormone replacement therapy on vaginal microbiome composition." Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, 108(3), 756-765.
Mikrobielles Alter und Gesundheitsprognose
Ravel, J. et al. (2022). "Vaginal microbiome as a predictor of biological age." Science Advances, 8(14), eabm1483.
Stress, Cortisol und vaginale Dysbiose
Lennard, K. et al. (2023). "Stress hormones and the vaginal microbiome." Cell Host & Microbe, 31(2), 234-247.
Probiotika für vaginale Gesundheit in der Postmenopause
Bohbot, J.M. et al. (2022). "Efficacy of vaginal probiotic capsules for recurrent bacterial vaginosis: a meta-analysis." American Journal of Obstetrics and Gynecology, 227(5), 713-722.
Ernährung und vaginales Mikrobiom
Ceccarani, C. et al. (2022). "Dietary patterns and vaginal microbiota composition." Nutrients, 14(9), 1834.
pH-Wert-Veränderungen und bakterielle Vaginose
Muzny, C.A. & Schwebke, J.R. (2021). "Pathogenesis of bacterial vaginosis: discussion of current hypotheses." The Journal of Infectious Diseases, 223(S3), S241-S246.
Lokale Östrogenpräparate und Mikrobiom-Wiederherstellung
Cermak, D. et al. (2023). "Local estrogen therapy restores vaginal microbiome in postmenopausal women." Maturitas, 168, 42-49.
Immunsystem und mukosale Gesundheit in der Menopause
Wira, C.R. et al. (2021). "Mucosal immunity in the female reproductive tract after menopause." The Journal of Immunology, 207(10), 2375-2384.
Schlaf und vaginale Mikrobiom-Stabilität
Smith, S.B. et al. (2022). "Sleep duration and vaginal microbiome composition in reproductive-age women." Sleep Health, 8(4), 442-449.
Phytoöstrogene und Wechseljahresbeschwerden
Chen, M.N. et al. (2022). "Effects of phytoestrogens on menopausal symptoms and vaginal health." Menopause, 29(6), 738-747.
Ashwagandha und Cortisolreduktion bei perimenopausalen Frauen
Lopresti, A.L. et al. (2022). "An investigation into the stress-relieving effects of an ashwagandha extract in perimenopausal women." Journal of Psychopharmacology, 36(8), 968-977.
Vagina-Hirn-Achse und psychische Gesundheit
Zhu, L. et al. (2023). "The vaginal microbiome-brain axis: implications for women's mental health." Frontiers in Neuroscience, 17, 1087059.
Longitudinalstudie: Mikrobiom-Stabilität und kardiovaskuläre Gesundheit
Peters, B.A. et al. (2023). "Vaginal microbiome stability and cardiovascular health in postmenopausal women." Circulation, 147(12), 956-967.



