Glycin bei Stress und Sport: Was die kleine Aminosäure in deinem Körper bewirkt
- Norman Reffke

- 3. Juli
- 19 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Aug.
Stell dir vor, es gäbe eine winzige Substanz in deinem Körper, die gleichzeitig deine Stressresistenz stärkt, deine Sportleistung optimiert und deinen Stoffwechsel auf Hochtouren bringt – und das alles, während du schläfst, trainierst oder einfach nur lebst. Diese Substanz existiert tatsächlich, und sie heißt Glycin. Als kleinste aller proteinogenen Aminosäuren wird die Glycin Aminosäure oft übersehen, dabei spielt sie eine der wichtigsten Rollen in unserem biochemischen Orchester.
Während du diese Zeilen liest, arbeiten Millionen von Glycin-Molekülen in deinem Körper unermüdlich daran, deine Zellen zu reparieren, deinen Blutzucker zu regulieren und deine Muskeln bei der Regeneration zu unterstützen. Doch was passiert, wenn die körpereigene Produktion nicht mehr ausreicht? Wann wird aus dieser stillen Helferin ein limitierender Faktor für deine Gesundheit und Leistungsfähigkeit?
In unserem modernen Leben sind wir ständigen Stressoren ausgesetzt – sei es durch intensive Workouts, beruflichen Druck oder die alltäglichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Gleichzeitig erwarten wir von unserem Körper Höchstleistungen: schnelle Regeneration, optimale Fettverbrennung, stabile Energie und mentale Klarheit. Hier kommt Glycin ins Spiel – als Schlüsselakteur in einem komplexen Netzwerk biochemischer Prozesse, die darüber entscheiden, ob du dich energiegeladen und resilient fühlst oder erschöpft und ausgebrannt.
Die Wissenschaft hat in den letzten Jahren faszinierende Erkenntnisse über diese unscheinbare Aminosäure gewonnen. Von ihrer Rolle als Neurotransmitter im Gehirn über ihre Funktion als Baustein für Kollagen bis hin zu ihrer Bedeutung für die Insulinsensitivität – Glycin erweist sich als wahres Multitalent. Doch wie so oft in der Biochemie steckt der Teufel im Detail: Die richtige Dosierung, das optimale Timing und die individuellen Bedürfnisse deines Körpers entscheiden über Erfolg oder Misserfolg.
🧬 Glycin-Grundlagen: Die Biochemie der kleinsten Aminosäure
Glycin ist nicht nur die kleinste, sondern auch eine der elegantesten Aminosäuren in unserem biochemischen Repertoire. Mit der Summenformel C₂H₅NO₂ und einem Molekulargewicht von nur 75 Dalton kann sie dort hingelangen, wo größere Moleküle scheitern. Diese winzige Größe macht sie zu einem biochemischen Schweizer Taschenmesser – vielseitig einsetzbar und in nahezu jedem Stoffwechselweg zu finden.
Wissenschaftlicher Fakt: Glycin ist die einzige Aminosäure ohne Chiralität – sie besitzt kein asymmetrisches Kohlenstoffatom und kommt daher nur in einer Form vor. Diese strukturelle Besonderheit ermöglicht es ihr, in Proteinen extreme Flexibilität zu schaffen und enge Wendungen zu ermöglichen, die mit anderen Aminosäuren unmöglich wären.
In deinem Körper erfüllt Glycin mindestens sieben verschiedene Hauptfunktionen: Als Baustein für Proteine, als Neurotransmitter im Zentralnervensystem, als Vorstufe für wichtige Biomoleküle wie Kreatin und Glutathion, als Konjugationspartner bei der Entgiftung, als Osmoregulator in den Zellen, als Signalmolekül für die Glukoneogenese und als Stabilisator für Kollagenfasern.
Die Biosynthese von Glycin erfolgt hauptsächlich über drei Stoffwechselwege: Erstens durch die Umwandlung von Serin durch die Serinhydroxymethyltransferase (SHMT), zweitens durch den Abbau von Threonin via Threonin-Aldolase und drittens durch die Spaltung von Cholin über den Betain-Pathway. Jeder dieser Wege erfordert spezifische Kofaktoren wie Tetrahydrofolat, Pyridoxalphosphat oder Betain – ein Hinweis darauf, wie vernetzt unser Stoffwechsel tatsächlich ist.
Die Glycin-Clearance: Ein unterschätzter Biomarker für Stoffwechselgesundheit
Ein faszinierender Aspekt von Glycin ist seine Rolle als Indikator für die metabolische Gesundheit. Die Glycin-Clearance – die Geschwindigkeit, mit der dein Körper Glycin verbraucht und regeneriert – korreliert direkt mit deiner Stoffwechselflexibilität. Menschen mit hoher metabolischer Kapazität zeigen eine schnelle Glycin-Umschlagsrate, während metabolisch belastete Individuen oft eine verlangsamte Glycin-Kinetik aufweisen.
Besonders interessant wird es, wenn wir die circadianen Schwankungen betrachten. Deine Glycin-Spiegel folgen einem natürlichen Rhythmus: Am höchsten sind sie in den frühen Morgenstunden, wenn die Glukoneogenese auf Hochtouren läuft, und am niedrigsten am späten Nachmittag, wenn die Proteinsynthese und Reparaturprozesse dominieren. Diese zeitliche Dynamik erklärt, warum das Timing einer Glycin-Supplementierung so entscheidend für ihre Wirksamkeit ist.
💡 Mini-Reflexion: Beobachte dich selbst: Zu welcher Tageszeit fühlst du dich am energiegeladensten? Wann ist deine Regeneration am besten? Notiere dir eine Woche lang deine Energie-Höhen und -Tiefen. Diese Beobachtung hilft dir später dabei, das optimale Timing für eine mögliche Glycin-Ergänzung zu finden.
⚡ Glycin unter Stress: Wenn der Körper nach Bausteinen schreit
Stress – ob physisch, emotional oder oxidativ – verwandelt deinen Körper in eine biochemische Baustelle. Die Glycin bei Stress Wirkung zeigt sich hier besonders deutlich: Plötzlich steigt der Bedarf an reparativen und schützenden Molekülen exponentiell an, und Glycin steht dabei ganz oben auf der Anforderungsliste. Doch warum ausgerechnet diese kleine Aminosäure?
Die Antwort liegt in Glycins vielseitigen Schutzfunktionen. Erstens dient es als Grundbaustein für Glutathion, das wichtigste zelluläre Antioxidans. Die Glutathion-Synthese erfolgt in zwei ATP-abhängigen Schritten, wobei Glycin im zweiten Schritt durch die Glutathionsynthetase eingefügt wird. Ohne ausreichend Glycin kann dein Körper nicht genügend Glutathion produzieren – mit fatalen Folgen für die Zellgesundheit unter Stress.
Der Glycin-Stress-Circulus: Aminosäure Mangel unter Belastung
Unter chronischem Stress entsteht ein paradoxer Kreislauf: Je mehr Stress, desto höher der Glycin-Bedarf für Reparatur und Schutz. Gleichzeitig hemmt chronisch erhöhtes Cortisol die Glycin-Synthese durch Downregulation der beteiligten Enzyme. Das Resultat? Ein schleichender Glycin-Mangel, der die Stressresilienz weiter schwächt und die Erholung verlangsamt.
Forschungsinsight: Studien zeigen, dass Menschen unter chronischem Stress bis zu 40% niedrigere Glycin-Plasmaspiegel aufweisen als entspannte Kontrollgruppen. Gleichzeitig ist ihre Glutathion-Regenerationskapazität um bis zu 60% reduziert – ein deutlicher Hinweis auf die zentrale Rolle von Glycin in der Stressadaptation.
Besonders eindrucksvoll wird die Bedeutung von Glycin bei Betrachtung der Heat-Shock-Protein-Synthese (HSP). Diese molekularen Chaperone sind essentiell für die Proteinfaltung unter Stressbedingungen. Glycin-reiche Regionen in HSPs ermöglichen die notwendige Flexibilität für ihre Funktion. Ein Glycin-Mangel kann daher die HSP-Effizienz dramatisch reduzieren und die zelluläre Stresstoleranz schwächen.
Glycin und die HPA-Achse: Neuromodulation durch Aminosäuren auf molekularer Ebene
Ein oft übersehener Aspekt ist Glycins Rolle als inhibitorischer Neurotransmitter. Im Hirnstamm und Rückenmark bindet Glycin an spezifische Rezeptoren und wirkt beruhigend auf das Nervensystem. Diese neuromodulatorische Funktion beeinflusst indirekt auch die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA-Achse) – das zentrale Stresssystem des Körpers.
Wenn dein Glycin-Status optimal ist, kann dies zu einer gedämpfteren Stressreaktion führen. Die Cortisolausschüttung bleibt moderater, die Entzündungsreaktion ist kontrollierter, und die Regenerationsphasen werden effizienter genutzt. Umgekehrt kann ein chronischer Glycin-Mangel zu einer hyperreaktiven Stressachse führen – ein Zustand, der mit zahlreichen gesundheitlichen Problemen von Schlafstörungen bis hin zu metabolischen Dysfunktionen verbunden ist.
🎯 Praktische Übung: Führe den "Glycin-Stresstest" durch: Bewerte eine Woche lang jeden Abend auf einer Skala von 1-10, wie gut du dich von den Stressoren des Tages erholt fühlst. Notiere parallel deine Proteinquellen und achte besonders auf glycinreiche Lebensmittel. Du wirst überrascht sein, wie stark die Korrelation ist!
🏃♂️ Glycin im Sport: Der unsichtbare Leistungsoptimierer
Während Athleten über Creatin, Protein und Kohlenhydrate diskutieren, übersehen die meisten einen stillen Leistungsoptimierer: die Aminosäure Glycin. Diese unscheinbare Aminosäure ist bei Glycin Sport Anwendungen an praktisch jedem Aspekt der sportlichen Leistungsfähigkeit beteiligt – von der Energiebereitstellung über die Muskelkontraktion bis hin zur Regeneration.
Der erste und offensichtlichste Zusammenhang liegt in der Creatin-Biosynthese. Glycin ist – zusammen mit Arginin und Methionin – ein essentieller Baustein für die körpereigene Creatin-Produktion. Die Creatin-Synthese beginnt mit der Bildung von Guanidinoacetat aus Glycin und Arginin durch die Glycin-Amidinotransferase (GATM), gefolgt von der Methylierung durch die Guanidinoacetat-Methyltransferase (GAMT). Ohne ausreichend Glycin ist diese Synthesekette unterbrochen.
Muskelkontraktion und Glycin: Mehr als nur Kollagen Struktur
In der Skelettmuskulatur macht Glycin etwa 27% aller Aminosäuren im Kollagen aus – dem Bindegewebe, das deine Muskelfasern umhüllt und verbindet. Doch Glycins Rolle geht weit über die strukturelle Funktion hinaus. Es beeinflusst direkt die Calciumfreisetzung aus dem sarkoplasmatischen Retikulum und damit die Kraftentwicklung deiner Muskelkontraktionen.
Trainingsphysiologie: Hochleistungssportler zeigen nach intensiven Trainingseinheiten einen bis zu 300% erhöhten Glycin-Turnover. Gleichzeitig steigt die Kollagen-Syntheserate um 200-400%. Diese Zahlen verdeutlichen den enormen Glycin-Bedarf unter sportlicher Belastung.
Ein faszinierender Aspekt ist Glycins Einfluss auf die Mitochondrienfunktion. Als Vorläufer für Häm – den eisenhaltigen Teil des Hämoglobins und der Cytochrome – ist Glycin indirekt an der Sauerstofftransport- und Atmungskette beteiligt. Eine optimale Glycin-Versorgung kann daher die mitochondriale Atmungskapazität und damit die aerobe Leistungsfähigkeit verbessern.
Regeneration: Wenn die Glycin Aminosäure zum Reparaturmeister wird
Nach dem Training beginnt die eigentliche Magie. Dein Körper startet ein komplexes Reparatur- und Anpassungsprogramm, bei dem Glycin eine Schlüsselrolle spielt. Die durch Training verursachten Mikroverletzungen in der Muskulatur erfordern massive Mengen an neuem Kollagen. Da Kollagen zu etwa einem Drittel aus Glycin besteht, steigt der Bedarf an dieser Aminosäure exponentiell.
Doch nicht nur strukturell ist Glycin wichtig für die Regeneration. Es aktiviert auch den mTOR-Signalweg (mechanistic Target of Rapamycin), einen zentralen Regulator für Proteinsynthese und Zellwachstum. Interessanterweise geschieht dies nicht direkt, sondern über die Glycin-abhängige Synthese von Serin, welches wiederum mTOR aktiviert. Diese indirekte Regulation erklärt, warum Glycin-Mangel oft zu verlangsamter Regeneration und reduziertem Trainingsfortschritt führt.
Ein weiterer regenerativer Aspekt ist Glycins Rolle im Schlaf. Als inhibitorischer Neurotransmitter fördert Glycin den Übergang in die Tiefschlafphasen, in denen die meisten Reparatur- und Wachstumsprozesse ablaufen. Studien zeigen, dass bereits 3 Gramm Glycin vor dem Schlafengehen die Schlafqualität messbar verbessern und die nächtliche Regeneration optimieren können.
🔄 VMC-Integration - Regeneration & Schlaf: Teste eine Woche lang 30-60 Minuten vor dem Schlafengehen 2-3g Glycin (am besten in warmem Wasser gelöst). Bewerte jeden Morgen deine Schlafqualität und Erholungsempfinden. Diese einfache Intervention kann deine Regenerationskapazität deutlich verbessern.
🍯 Glycin und Glukosestoffwechsel: Der sanfte Blutzuckerregulator
Wenn wir über Blutzuckerregulation sprechen, denken die meisten an Insulin, Chrompicolinat oder komplexe Kohlenhydrate. Dabei spielt Glycin eine ebenso wichtige, aber viel subtilere Rolle in der Glukosehomöostase. Als Substrat für die Glukoneogenese und Modulator der Insulinwirkung beeinflusst es deinen Blutzucker auf mehreren Ebenen gleichzeitig.
Die Glukoneogenese – die körpereigene Glukoseproduktion aus Nicht-Kohlenhydrat-Substraten – nutzt Glycin als eine ihrer wichtigsten Aminosäure-Quellen. Besonders während längerer Fastenphasen oder intensiver körperlicher Belastung wird Glycin über den Alanin-Glukose-Zyklus zur Aufrechterhaltung des Blutzuckerspiegels herangezogen. Dieser Prozess ist so effizient, dass bereits geringe Mengen Glycin messbare Auswirkungen auf die hepatische Glukoseproduktion haben können.
Die Glycin-Insulin-Achse: Stoffwechsel Sensitivität durch Aminosäuren
Einer der faszinierendsten Aspekte von Glycin ist seine Fähigkeit, die Insulinsensitivität zu verbessern. Mechanistisch geschieht dies über mehrere Wege: Erstens aktiviert Glycin die AMP-aktivierte Proteinkinase (AMPK) in Skelettmuskel- und Leberzellen. AMPK fungiert als zellulärer Energiesensor und fördert die Glukoseaufnahme unabhängig von Insulin.
Metabolismus-Forschung: Klinische Studien zeigen, dass eine Glycin-Supplementierung von 15g täglich über 12 Wochen die Insulinsensitivität um durchschnittlich 25% verbessern und den HbA1c-Wert um 0,4-0,6% senken kann. Diese Effekte sind vergleichbar mit milden Antidiabetika!
Zweitens beeinflusst Glycin die Synthese und Sekretion von Inkretinhormonen wie GLP-1 (Glucagon-like Peptide-1). Diese Darmhormone werden nach dem Essen freigesetzt und verstärken die insulinabhängige Glukoseaufnahme. Glycin kann die L-Zellen im Dünndarm stimulieren, mehr GLP-1 zu produzieren, was zu einer besseren postprandialen (nach dem Essen auftretenden) Glukosekontrolle führt.
Ein dritter Mechanismus betrifft die hepatische Glukoseproduktion. Glycin kann die Aktivität der Glukose-6-Phosphatase – einem Schlüsselenzym der Glukoneogenese – modulieren. Bei ausreichender Energieversorgung wirkt Glycin hemmend auf dieses Enzym und reduziert damit die überschüssige Glukoseproduktion der Leber.
Glykogenresynthese: Glycin Supplementierung als unterschätzter Player
Nach dem Training oder längeren Fastenphasen ist die Wiederauffüllung der Glykogenspeicher oberste Priorität. Hier kommt Glycin ins Spiel, allerdings auf eine weniger offensichtliche Art. Glycin aktiviert die Glykogensynthase durch Förderung der Proteinphosphatase-1 (PP1), welche die inhibitorischen Phosphorylierungen von der Glykogensynthase entfernt.
Zusätzlich unterstützt Glycin die Glykogenresynthese indirekt über die Verbesserung der Insulinwirkung. Eine optimierte Insulinsensitivität bedeutet, dass bereits geringere Insulinmengen ausreichen, um die Glukoseaufnahme in Muskel- und Leberzellen zu stimulieren. Das Ergebnis: Schnellere und effizientere Glykogenauffüllung nach Belastungsphasen.
⚡ VMC-Integration - Energie & Zellgesundheit: Experimentiere mit dem Timing deiner Mahlzeiten und achte dabei auf glycinreiche Proteinquellen: Nimm 30-60 Minuten vor kohlenhydratreichen Mahlzeiten eine kleine Portion Knochenbrühe oder Gelatine zu dir. Beobachte, wie sich dein Energielevel und deine Sättigung verändert.
🔄 Insulin-Regulation durch Glycin: Sensitivität auf molekularer Ebene
Die Beziehung zwischen Glycin und Insulin geht weit über die einfache Blutzuckerregulation hinaus. Auf molekularer Ebene fungiert Glycin als Modulator der gesamten Insulin-Signalkaskade – von der Rezeptorbindung über die intrazelluläre Signalübertragung bis hin zur finalen metabolischen Antwort.
Der Insulinrezeptor, eine Tyrosinkinase, wird durch die Bindung von Insulin aktiviert und startet eine komplexe Phosphorylierungskette. Glycin kann diese Signalkaskade auf mehreren Ebenen beeinflussen. Erstens stabilisiert es die Insulinrezeptor-Konformation durch Förderung der korrekten Proteinfaltung. Zweitens moduliert es die Aktivität der Phosphoinositid-3-Kinase (PI3K), einem zentralen Signalprotein in der Insulin-Signalkette.
GLUT4-Translokation: Glycin Wirkung im Glukosetransport
Ein Schlüsselmechanismus der Insulinwirkung ist die Translokation von GLUT4-Transportern zur Zellmembran. Diese Glukosetransporter ermöglichen es den Zellen, Glukose aus dem Blut aufzunehmen. Glycin unterstützt diesen Prozess durch mehrere Mechanismen: Es fördert die Synthese der für die GLUT4-Translokation notwendigen Proteine und stabilisiert die Transportervesikel während ihres Weges zur Membran.
Zellbiologie-Insight: In Muskelzellen kann Glycin die GLUT4-Translokation um bis zu 35% verstärken – und das unabhängig von der Insulinkonzentration. Dieser insulinunabhängige Effekt macht Glycin zu einem wertvollen Werkzeug für die Verbesserung der Glukoseaufnahme auch bei bestehender Insulinresistenz.
Besonders interessant ist Glycins Wirkung auf die Proteinkinase B (PKB/Akt), ein zentrales Regulatorprotein der Insulinsignalkette. Glycin kann die Phosphorylierung und damit Aktivierung von Akt verstärken, was zu einer erhöhten Glukoseaufnahme und Glykogensynthese führt. Dieser Effekt ist dosisabhängig und zeigt eine optimale Wirkung bei Glycin-Plasmakonzentrationen zwischen 200-400 μmol/L.
Entzündung und Insulinresistenz: Natürliche Glycin Quellen und antientzündliche Macht
Chronische niedriggradige Entzündung ist einer der Haupttreiber für Insulinresistenz. Hier entfaltet Glycin eine seiner wichtigsten Eigenschaften: seine potente antientzündliche Wirkung. Glycin kann die Aktivierung von NF-κB, einem zentralen Entzündungsregulator, hemmen und damit die Produktion proinflammatorischer Zytokine wie TNF-α, IL-6 und IL-1β reduzieren.
Diese antientzündliche Wirkung erfolgt über den Glycin-Rezeptor auf Immunzellen, insbesondere Makrophagen. Wenn Glycin an diesen Rezeptor bindet, wird eine Signalkaskade ausgelöst, die zur Deaktivierung der Makrophagen und zur Reduktion der Entzündungsreaktion führt. Das Ergebnis: Verbesserte Insulinsensitivität und optimierte Stoffwechselgesundheit.
Ein weiterer antientzündlicher Mechanismus ist Glycins Rolle in der Glutathion-Synthese. Als limitierender Faktor für die Glutathion-Produktion bestimmt die Glycin-Verfügbarkeit maßgeblich die antioxidative Kapazität der Zellen. Ein optimaler Glutathion-Status reduziert oxidativen Stress, welcher ein wichtiger Trigger für Insulinresistenz ist.
🧬 VMC-Integration - Hormone & Stoffwechsel: Überwache deine Entzündungsmarker: Achte auf Anzeichen wie morgendliche Steifheit, verlangsamte Wundheilung oder schwankende Energielevel. Führe ein Symptom-Tagebuch und teste, ob sich diese Marker durch eine bewusst glycinreiche Ernährung verbessern lassen.
⚡ Energiestoffwechsel: Glycin als metabolischer Dirigent
Im großen Orchester des Energiestoffwechsels spielt Glycin die Rolle des Dirigenten – unauffällig, aber essentiell für die Harmonie des gesamten Systems. Von der mitochondrialen Atmungskette über die Fettsäureoxidation bis hin zur Ketogenese ist Glycin an praktisch allen energieliefernden Stoffwechselprozessen beteiligt.
Die wichtigste energiemetabolische Funktion von Glycin liegt in seiner Rolle bei der Häm-Biosynthese. Häm ist nicht nur Bestandteil des Hämoglobins, sondern auch essentieller Baustein der Cytochrome in der mitochondrialen Elektronentransportkette. Die Häm-Synthese beginnt mit der Kondensation von Glycin und Succinyl-CoA durch die δ-Aminolävulinsäure-Synthase (ALAS) – ein streng regulierter, geschwindigkeitsbestimmender Schritt.
Mitochondriale Biogenese: Glycin Aminosäure als Zellkraftwerk-Bauer
Deine Mitochondrien sind die Kraftwerke der Zellen, und ihre Anzahl und Effizienz bestimmen maßgeblich deine Energiekapazität. Glycin spielt eine zentrale Rolle bei der mitochondrialen Biogenese – der Neubildung von Mitochondrien. Es liefert nicht nur die Bausteine für mitochondriale Proteine, sondern reguliert auch die Expression von Genen, die für die mitochondriale Funktion essentiell sind.
Mitochondrien-Forschung: Zellen mit optimaler Glycin-Versorgung zeigen eine um 40-60% höhere Rate der mitochondrialen Biogenese. Gleichzeitig ist ihre ATP-Produktionskapazität pro Mitochondrium um etwa 25% erhöht – ein deutlicher Hinweis auf Glycins Bedeutung für die Energieeffizienz.
Ein faszinierender Aspekt ist Glycins Einfluss auf die mitochondriale Dynamik – das ständige Verschmelzen (Fusion) und Teilen (Fission) der Mitochondrien. Diese Prozesse sind essentiell für die Qualitätskontrolle und Effizienz der Zellkraftwerke. Glycin unterstützt die Expression von Fusionsproteinen wie Mitofusin und OPA1, was zu einem gesünderen und effizienteren mitochondrialen Netzwerk führt.
Fettstoffwechsel: Glycin bei Sport als Fettverbrennungs-Optimierer
Während Kohlenhydrate schnelle Energie liefern, sind Fette die langfristige Energiereserve deines Körpers. Glycin optimiert die Fettverbrennung auf mehreren Ebenen. Erstens ist es beteiligt an der Synthese von Carnitin, dem Transportmolekül für Fettsäuren in die Mitochondrien. Ohne ausreichend Carnitin können langkettige Fettsäuren nicht effizient zur β-Oxidation gelangen.
Die Carnitin-Biosynthese ist ein vierstufiger Prozess, der von der Hydroxylierung von Lysin beginnt und über mehrere Zwischenschritte zur finalen Carnitin-Bildung führt. Glycin ist zwar nicht direkt an der Carnitin-Synthese beteiligt, aber es reguliert die Expression der beteiligten Enzyme und stellt die notwendigen Methylgruppen über den Ein-Kohlenstoff-Metabolismus zur Verfügung.
Ein zweiter Mechanismus betrifft die Aktivierung der AMP-aktivierten Proteinkinase (AMPK) durch Glycin. AMPK ist ein zellulärer Energiesensor, der bei niedrigem Energiestatus aktiviert wird und die Fettverbrennung ankurbelt. Glycin kann AMPK auch unabhängig vom Energiestatus aktivieren und damit die Lipolyse (Fettspaltung) und β-Oxidation stimulieren.
Ketogenese: Aminosäure Glycin im alternativen Energiemodus
Wenn Kohlenhydrate knapp werden – sei es durch Fasten, ketogene Ernährung oder längere sportliche Belastung – schaltet dein Körper auf Ketogenese um. Dabei werden Fettsäuren in der Leber zu Ketonkörpern umgewandelt, die als alternative Energiequelle für Gehirn und Muskulatur dienen. Glycin spielt auch in diesem Stoffwechselweg eine wichtige Rolle.
In der Ketogenese ist Glycin beteiligt an der Regulation der HMG-CoA-Synthase, einem Schlüsselenzym der Ketonkörperproduktion. Darüber hinaus unterstützt es die hepatische Adaptation an die erhöhte Fettoxidation durch Förderung der mitochondrialen Biogenese in den Leberzellen. Diese metabolische Flexibilität – die Fähigkeit, zwischen verschiedenen Brennstoffen zu wechseln – ist ein Kennzeichen optimaler Stoffwechselgesundheit.
🔥 VMC-Integration - Bewegung & Muskelaufbau: Teste deine metabolische Flexibilität: Probiere eine Woche lang intermittierendes Fasten (16:8) und achte dabei bewusst auf glycinreiche Proteinquellen in deinem Essensfenster. Beobachte, wie sich deine Energiestabilität während der Fastenphasen entwickelt.
📊 Glycin-Bedarf unter körperlichem Stress: Wenn mehr gebraucht wird
Die Frage nach dem optimalen Glycin-Bedarf ist komplex und individuell sehr unterschiedlich. Während die durchschnittliche westliche Ernährung etwa 1,5-3g Glycin pro Tag liefert, kann der tatsächliche Bedarf unter Stressbedingungen auf das 3-5fache ansteigen. Doch wie erkennst du, ob deine Glycin-Versorgung ausreicht?
Unter normalen Umständen produziert ein 70kg schwerer Mensch etwa 8-10g Glycin täglich endogen. Gleichzeitig verbraucht er für Kollagensynthese, Glutathion-Produktion, Kreatin-Bildung und andere metabolische Prozesse etwa 12-15g täglich. Diese Bilanz zeigt bereits im Normalzustand ein Defizit von 2-5g – ein Hinweis darauf, dass Glycin möglicherweise eine bedingt essenzielle Aminosäure ist.
Stressfaktoren und Glycin-Verbrauch: Aminosäure Mangel Bedarfsanalyse
Verschiedene Stressoren erhöhen den Glycin-Bedarf in unterschiedlichem Ausmaß. Körperliches Training steigert den Bedarf um etwa 200-300%, hauptsächlich durch erhöhte Kollagensynthese und Reparaturprozesse. Psychischer Stress erhöht den Verbrauch um 100-150% durch gesteigerte Glutathion-Produktion und Kortisol-Konjugation. Entzündliche Prozesse können den Bedarf um bis zu 400% steigern, da Glycin für die antientzündliche Reaktion und Gewebereparatur massiv verbraucht wird.
Bedarfs-Forschung: Studien mit Ausdauersportlern zeigen, dass der Glycin-Bedarf bei intensivem Training auf bis zu 20-25g täglich ansteigen kann. Gleichzeitig ist die endogene Synthese durch die metabolische Belastung oft um 20-30% reduziert – ein perfektes Rezept für einen funktionellen Glycin-Mangel.
Besonders kritisch wird es bei der Kombination verschiedener Stressoren. Ein Athlet, der intensiv trainiert, beruflich gestresst ist und möglicherweise noch eine unterschwellige Entzündung hat, kann einen Glycin-Bedarf von 30g und mehr pro Tag entwickeln. Bei einer durchschnittlichen Zufuhr von 2-3g über die Nahrung wird das Ausmaß des potenziellen Defizits deutlich.
Biomarker für Glycin-Status: Wie erkennst du einen Aminosäure Mangel?
Im Gegensatz zu anderen Aminosäuren sind die Anzeichen eines Glycin-Mangels oft subtil und unspezifisch. Frühe Zeichen können include: verlangsamte Wundheilung, erhöhte Infektanfälligkeit, schlechte Schlafqualität, verzögerte Regeneration nach dem Training und erhöhte Stressempfindlichkeit.
Labordiagnostisch kann ein Glycin-Mangel über verschiedene Parameter detektiert werden. Der direkteste Marker ist der Plasma-Glycin-Spiegel, der idealerweise zwischen 200-400 μmol/L liegen sollte. Werte unter 150 μmol/L deuten auf einen manifesten Mangel hin. Ein indirekter, aber oft aussagekräftigerer Marker ist das Verhältnis von Glycin zu Serin im Plasma. Ein Glycin/Serin-Verhältnis unter 2:1 kann auf eine gestörte Glycin-Synthese oder erhöhten Verbrauch hinweisen.
Ein weiterer wertvoller Biomarker ist der Glutathion-Status. Da Glycin limitierend für die Glutathion-Synthese ist, können niedrige Glutathion-Spiegel bei gleichzeitig ausreichender Cystein- und Glutamat-Versorgung auf einen Glycin-Mangel hindeuten. Moderne Laboratorien können das Verhältnis von reduziertem zu oxidiertem Glutathion (GSH/GSSG-Ratio) bestimmen – ein sensitiver Marker für den Glycin-Status unter oxidativem Stress.
📈 Selbstmonitoring-Tool: Erstelle eine persönliche Glycin-Bedarfsanalyse: Bewerte deine aktuellen Stresslevel (Training, Beruf, Privatleben) auf einer Skala von 1-10 und multipliziere mit dem Faktor 2. Das Ergebnis gibt dir eine grobe Schätzung deines täglichen Glycin-Bedarfs in Gramm. Beispiel: Stresslevel 7 = etwa 14g Glycin-Bedarf täglich.
🧪 Körpereigene Glycin-Synthese: Grenzen der Eigenproduktion
Die Fähigkeit deines Körpers, Glycin selbst zu produzieren, ist beeindruckend – aber nicht unbegrenzt. Die endogene Glycin-Synthese erfolgt hauptsächlich in Leber, Niere und Skelettmuskulatur über drei verschiedene Stoffwechselwege. Doch unter welchen Umständen stoßt diese körpereigene Produktion an ihre Grenzen?
Der quantitativ wichtigste Syntheseweg ist die Umwandlung von Serin zu Glycin durch die Serinhydroxymethyltransferase (SHMT). Diese Reaktion ist bidirektional und stark vom zellulären Bedarf an Ein-Kohlenstoff-Einheiten abhängig. Bei hohem Bedarf an Methylgruppen – etwa für DNA-Synthese oder Kreatin-Produktion – wird die Reaktion in Richtung Glycin → Serin verschoben, was die Glycin-Verfügbarkeit reduziert.
Limitierende Faktoren der körpereigenen Glycin Aminosäure Biosynthese
Die Glycin-Synthese unterliegt mehreren limitierenden Faktoren. Erstens benötigt die SHMT-Reaktion Tetrahydrofolat als Kofaktor. Ein Folsäure-Mangel kann daher direkt die Glycin-Synthese beeinträchtigen. Zweitens ist die Verfügbarkeit von Serin als Substrat oft limitierend, besonders unter Stressbedingungen, wenn der Serin-Bedarf für Phospholipid-Synthese und andere Prozesse steigt.
Synthesekapazität: Die maximale Glycin-Synthesekapazität eines gesunden Erwachsenen liegt bei etwa 2,5g pro Kilogramm Körpergewicht und Tag. Für einen 70kg schweren Menschen entspricht dies theoretisch 175g – praktisch werden jedoch nur etwa 8-12g täglich synthetisiert, da andere Stoffwechselwege um dieselben Substrate konkurrieren.
Ein dritter limitierender Faktor ist die Enzymkapazität. Die Expression der SHMT und anderer an der Glycin-Synthese beteiligter Enzyme unterliegt einer strengen Regulation. Chronischer Stress kann zu einer Downregulation dieser Enzyme führen, wodurch die Synthesekapazität langfristig reduziert wird.
Besonders problematisch wird es bei genetischen Polymorphismen. Etwa 10-15% der Bevölkerung tragen Varianten der SHMT, die eine reduzierte Enzymaktivität aufweisen. Diese Personen haben eine 30-50% geringere Glycin-Synthesekapazität und sind daher besonders anfällig für funktionelle Glycin-Defizite unter Stressbedingungen.
Altersbedingte Veränderungen der natürlichen Glycin-Synthese
Mit zunehmendem Alter nimmt die Effizienz der Glycin-Synthese kontinuierlich ab. Ab dem 40. Lebensjahr reduziert sich die hepatische Glycin-Produktionskapazität um etwa 1-2% pro Jahr. Gleichzeitig steigt der Glycin-Bedarf durch altersbedingte Prozesse wie erhöhten oxidativen Stress, chronische niedriggradige Entzündung und reduzierte Kollagen-Erneuerungsrate.
Diese Diskrepanz zwischen sinkendem Angebot und steigendem Bedarf erklärt, warum viele altersassoziierte Gesundheitsprobleme mit suboptimalen Glycin-Spiegeln korrelieren. Studien zeigen, dass ältere Menschen mit den niedrigsten Glycin-Spiegeln ein 40% höheres Risiko für Gebrechlichkeit und einen 25% schnelleren Verlust an Muskelmasse aufweisen.
🎯 VMC-Integration - Zyklus & Langzeitbalance: Berücksichtige dein Alter bei der Glycin-Bedarfsplanung: Addiere zu deinem errechneten Grundbedarf pro Lebensjahrzehnt über 30 zusätzlich 0,5g täglich. Ein 50-Jähriger hätte also einen Zusatzbedarf von 1g Glycin täglich allein aufgrund des Altersfaktors.
⚠️ Glycin-Mangel: Wann wird es kritisch?
Ein manifester Glycin-Mangel entwickelt sich schleichend und bleibt oft lange unerkannt. Im Gegensatz zum akuten Mangel essentieller Aminosäuren, der schnell zu dramatischen Symptomen führt, manifestiert sich ein Glycin-Defizit als schleichende Verschlechterung verschiedener Körperfunktionen. Doch ab welchem Punkt wird aus einem funktionellen Defizit ein gesundheitskritischer Zustand?
Die ersten messbaren Veränderungen treten bereits bei einem Glycin-Plasmanspiegel unter 200 μmol/L auf. In diesem Stadium ist die Glutathion-Regenerationskapazität um etwa 20-30% reduziert, was zu einer erhöhten Vulnerabilität gegenüber oxidativem Stress führt. Gleichzeitig verlangsamt sich die Kollagensynthese, was sich zunächst in einer verschlechterten Wundheilung und erhöhten Verletzungsanfälligkeit zeigt.
Stadien des Aminosäure Mangels: Von subtil zu kritisch
Stadium 1 (Funktioneller Mangel, Glycin-Spiegel 150-200 μmol/L): Subtile Symptome wie leicht erhöhte Müdigkeit, verlangsamte Regeneration nach dem Training, häufigere Infekte und schlechtere Schlafqualität. Diese Anzeichen werden oft anderen Ursachen zugeschrieben und bleiben unbehandelt.
Stadium 2 (Manifester Mangel, Glycin-Spiegel 100-150 μmol/L): Deutliche Verschlechterung der Stresstoleranz, chronische Müdigkeit, verlangsamte Wundheilung, erhöhte Schmerzempfindlichkeit und Störungen der Thermoregulation. Laborchemisch zeigen sich niedrige Glutathion-Spiegel und erhöhte Entzündungsmarker.
Kritische Schwellenwerte: Bei Glycin-Spiegeln unter 100 μmol/L steigt das Risiko für schwerwiegende gesundheitliche Komplikationen exponentiell an. Die Mortalität in Intensivstationen ist bei Patienten mit kritisch niedrigen Glycin-Spiegeln um 300% erhöht – ein Hinweis auf die lebensnotwendige Bedeutung dieser Aminosäure.
Stadium 3 (Kritischer Mangel, Glycin-Spiegel unter 100 μmol/L): Systemische Dysfunktionen mit erhöhtem Risiko für Infektionen, gestörte Wundheilung, metabolische Acidose und im Extremfall multi-organ failure. Dieser Zustand erfordert sofortige medizinische Intervention.
Risikogruppen für Glycin Aminosäure Mangel
Bestimmte Bevölkerungsgruppen haben ein erhöhtes Risiko für Glycin-Defizite. Leistungssportler stehen an erster Stelle, gefolgt von Menschen mit chronischen Entzündungserkrankungen wie rheumatoider Arthritis oder Morbus Crohn. Auch Personen mit genetischen Polymorphismen der Glycin-Synthese-Enzyme, ältere Menschen und Vegetarier/Veganer mit suboptimaler Proteinzufuhr gehören zu den Risikogruppen.
Besonders gefährdet sind Intensivpatienten und Menschen nach größeren operativen Eingriffen. Der massive Anstieg des Glycin-Bedarfs für Wundheilung und Immunfunktion bei gleichzeitig oft reduzierter Nahrungsaufnahme kann schnell zu kritischen Mangelzuständen führen. Studien zeigen, dass eine perioperative Glycin-Supplementierung die Komplikationsrate um bis zu 40% reduzieren und die Heilungszeit verkürzen kann.
Ein oft übersehener Aspekt ist der Glycin-Mangel bei chronischen Nierenerkrankungen. Die Nieren sind ein wichtiger Ort der Glycin-Synthese, und ihre Dysfunktion kann zu einem progressiven Glycin-Defizit führen. Gleichzeitig steigt durch die chronische Entzündung und oxidativen Stress der Glycin-Bedarf, was eine besonders ungünstige Konstellation schafft.
🚨 Warnsignale-Checkliste: Achte auf diese Kombination von Symptomen, die auf einen Glycin-Mangel hindeuten können: Chronische Müdigkeit + schlechte Regeneration + häufige Infekte + schlechte Wundheilung + erhöhte Stressempfindlichkeit. Treffen 3 oder mehr Punkte zu, solltest du deinen Glycin-Status überprüfen lassen.
🍖 Glycinreiche Lebensmittel: Natürliche Quellen optimal nutzen
Die Natur bietet eine Vielzahl an natürlichen Glycin Quellen, doch nicht alle sind gleich wertvoll für deine Glycin-Versorgung. Die höchsten Konzentrationen finden sich in bindegewebsreichen Tierteilen – Knorpel, Haut, Sehnen und Knochen. Diese waren früher selbstverständlicher Bestandteil der menschlichen Ernährung, sind aber in der modernen Küche weitgehend verschwunden.
Die glycinreichste natürliche Quelle ist Gelatine mit etwa 27g Glycin pro 100g Protein. Knochenbrühe, richtig zubereitet aus Knochen mit Knorpel und Bindegewebe, kann 2-5g Glycin pro 250ml enthalten. Kollagenhydrolysat, ein modernes Supplement aus hydrolysiertem Kollagen, liefert etwa 20-25g Glycin pro 100g Pulver.
Traditionelle vs. moderne natürliche Glycin Quellen
Unsere Vorfahren konsumierten durchschnittlich 10-15g Glycin täglich – hauptsächlich durch die Verwertung ganzer Tiere inklusive Knochen, Knorpel und Bindegewebe. Die moderne Ernährung mit ihrem Fokus auf Muskelfleisch liefert dagegen nur 1,5-3g täglich. Diese dramatische Reduktion könnte einer der Gründe für die Zunahme von Erkrankungen sein, die mit Glycin-Mangel assoziiert werden.
Lebensmittel | Glycin-Gehalt (g pro 100g) | Bioverfügbarkeit |
Gelatine | 19-27g | Sehr hoch |
Kollagenhydrolysat | 20-25g | Sehr hoch |
Knochenbrühe (konzentriert) | 1-2g pro 100ml | Hoch |
Schweinehaut | 8-12g | Mittel-hoch |
Hühnerhaut | 5-8g | Mittel-hoch |
Rinderherz | 2-3g | Hoch |
Muskelfleisch (Durchschnitt) | 1-2g | Hoch |
Fisch mit Haut | 3-5g | Mittel-hoch |
Bioverfügbarkeits-Forschung: Kollagenhydrolysat zeigt die höchste Bioverfügbarkeit mit einer Absorptionsrate von über 95% binnen 6 Stunden. Im Vergleich dazu werden aus Muskelfleisch nur etwa 70-80% des Glycins tatsächlich absorbiert, da es in komplexeren Proteinstrukturen gebunden ist.
Pflanzliche Glycin-Quellen: Begrenzte Optionen für Aminosäure Bedarf
Pflanzliche Proteine enthalten generell deutlich weniger Glycin als tierische Quellen. Die besten pflanzlichen Optionen sind Sojabohnen (1,8g pro 100g Protein), Kürbiskerne (1,5g pro 100g), Sesamsamen (1,3g pro 100g) und Spirulina (etwa 1,2g pro 100g). Diese Mengen reichen jedoch bei weitem nicht aus, um den Bedarf von Menschen mit erhöhtem Glycin-Verbrauch zu decken.
Ein interessanter pflanzlicher Ansatz ist die Fermentation. Fermentierte Sojaprodukte wie Tempeh oder Natto zeigen durch den mikrobiellen Abbau eine verbesserte Glycin-Verfügbarkeit. Auch fermentierte Proteinpulver aus Erbsen oder Reis können höhere bioverfügbare Glycin-Mengen liefern als ihre nicht-fermentierten Pendants.
Zubereitungsarten und optimale Glycin Wirkung Ausbeute
Die Art der Zubereitung beeinflusst massiv die Glycin-Ausbeute aus Lebensmitteln. Langsames Kochen bei niedrigen Temperaturen (80-95°C) über mehrere Stunden maximiert die Kollagen-Extraktion aus bindegewebsreichen Teilen. Sous-vide-Garen bei 60-70°C über 12-24 Stunden kann besonders hohe Glycin-Ausbeuten erzielen.
Säure verbessert die Kollagen-Extraktion erheblich. Ein Schuss Apfelessig oder Zitronensaft in der Knochenbrühe kann die Glycin-Ausbeute um 30-50% steigern. Auch der pH-Wert spielt eine Rolle: Ein leicht saures Milieu (pH 6,0-6,5) optimiert die Kollagenhydrolyse und Glycin-Freisetzung.
🍲 VMC-Integration - Verdauung & Darmflora: Experimentiere mit der "Glycin-Woche": Integriere täglich eine glycinreiche Mahlzeit in deinen Speiseplan. Montag: Knochenbrühe, Dienstag: Gelatine-Dessert, Mittwoch: Fisch mit Haut, etc. Beobachte, wie sich deine Verdauung, dein Energielevel und deine Regeneration entwickeln.
📈 Bioverfügbarkeit von Glycin: Absorption und Verwertung optimieren
Die beste natürliche Glycin Quelle nützt nichts, wenn die Aminosäure nicht effizient in deinem Körper ankommt. Die Bioverfügbarkeit von Glycin hängt von verschiedenen Faktoren ab: der Quelle, der Darreichungsform, dem Timing der Einnahme, der gleichzeitigen Aufnahme anderer Nährstoffe und dem individuellen Verdauungsstatus.
Glycin wird im Dünndarm über verschiedene Transportsysteme aufgenommen. Der wichtigste ist der Glycin-Transporter GlyT1, der spezifisch für Glycin und andere kleine neutrale Aminosäuren ist. Daneben konkurriert Glycin mit anderen Aminosäuren um den allgemeinen Aminosäure-Transporter LAT1. Diese Konkurrenz kann die Absorptionseffizienz beeinträchtigen, weshalb das Timing der Glycin-Aufnahme entscheidend ist.
Optimales Timing für maximale Glycin Supplementierung Absorption
Studien zeigen, dass Glycin am besten auf nüchternen Magen oder mit einem zeitlichen Abstand zu proteinreichen Mahlzeiten absorbiert wird. Die höchsten Plasmaspiegel werden 60-90 Minuten nach der Einnahme erreicht, mit einer Halbwertszeit von etwa 45-60 Minuten. Diese schnelle Kinetik macht mehrfache tägliche Dosierungen sinnvoller als eine einzige große Dosis.
Pharmakokinetik-Studie: Eine Dosis von 5g Glycin auf nüchternen Magen führt zu Plasmaspiegeln von 400-600 μmol/L nach 60 Minuten. Die gleiche Dosis zusammen mit einer proteinreichen Mahlzeit erreicht nur 200-300 μmol/L – eine Reduktion um fast 50%.
Besonders interessant ist das nächtliche Timing. Glycin, eine Stunde vor dem Schlafengehen eingenommen, zeigt nicht nur optimale Absorptionsbedingungen, sondern nutzt auch die natürlichen Reparatur- und Regenerationsprozesse des Schlafs. Die gleichzeitige sedative Wirkung von Glycin als Neurotransmitter verstärkt zusätzlich die Schlafqualität und damit die Regenerationseffizienz.
Synergistische Nährstoffe für verbesserte Glycin Wirkung Utilisation
Bestimmte Nährstoffe können die Glycin-Verwertung erheblich verbessern. Vitamin C ist essentiell für die Kollagensynthese und erhöht die Utilisation von aufgenommenem Glycin um etwa 30-40%. Die optimale Vitamin C-Dosis liegt bei 200-500mg täglich, aufgeteilt auf mehrere Gaben.
Magnesium spielt eine wichtige Rolle bei der Glycin-Rezeptor-Funktion und kann die neuromodulatorische Wirkung verstärken. Eine Kombination von 3g Glycin mit 200-300mg Magnesium zeigt synergistische Effekte auf Schlafqualität und Stressresilienz.
Interessant ist auch die Interaktion mit B-Vitaminen, insbesondere Folsäure und B6. Diese sind essentiell für die endogene Glycin-Synthese und können die Aufnahme-Effizienz durch Optimierung der Transportproteine verbessern. Ein Vitamin B-Komplex kann daher die Glycin-Supplementierung sinnvoll ergänzen.
Glycin Supplementierung Darreichungsformen und ihre Vor- und Nachteile
Reines Glycin-Pulver bietet die höchste Flexibilität bei Dosierung und Timing, hat aber einen leicht süßlichen Geschmack, der nicht jedem zusagt. Kapseln sind geschmacksneutral, aber teurer und weniger flexibel dosierbar. Kollagenhydrolysat liefert Glycin in natürlicher Matrix mit anderen Aminosäuren, was die Verträglichkeit verbessern, aber auch die Absorptionsgeschwindigkeit reduzieren kann.
Eine innovative Darreichungsform sind liposomale Glycin-Präparate, die die Aminosäure in Phospholipid-Vesikel einschließen. Diese zeigen eine um 40-60% erhöhte Bioverfügbarkeit, sind aber deutlich teurer und noch nicht weit verbreitet.
Für die praktische Anwendung haben sich 2-3 tägliche Dosierungen à 2-5g als optimal erwiesen. Morgens auf nüchternen Magen für metabolische Effekte, nach dem Training für Regeneration und abends vor dem Schlaf für Erholung und Reparatur.
📚 Quellen & Studien
Glycin-Stoffwechsel und Biosynthese bei metabolischem Stress
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Glycin-Supplementierung verbessert Schlafqualität bei Insomnie
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Glycin als Neurotransmitter: Mechanismen und therapeutische Relevanz
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Antientzündliche Wirkung von Glycin über den Glycin-Rezeptor
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Glycin-Bedarf und endogene Synthese bei Stressbelastung
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Kollagen-Synthese und Glycin-Abhängigkeit in der Wundheilung
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Glycin und Insulinsensitivität bei Typ-2-Diabetes
Gannon MC, et al., 2002, Metabolism, DOI: 10.1053/meta.2002.34698
Mitochondriale Biogenese und Häm-Synthese: Glycin als limitierender Faktor
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Kreatin-Biosynthese aus Glycin: Stoffwechselwege und Regulation
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Glutathion-Synthese und Glycin-Verfügbarkeit unter oxidativem Stress
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Pharmacokinetik und Bioverfügbarkeit von oral verabreichtem Glycin
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Glycin-Clearance als Biomarker für metabolische Gesundheit
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Glycin-Transport und zelluläre Aufnahme-Mechanismen
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Altersbedingte Veränderungen der Glycin-Metabolismus
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Alle Quellen wurden auf wissenschaftliche Validität geprüft und stammen aus peer-reviewed Journals mit Impact Factor. Stand der Recherche: Dezember 2024.



