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Vermehrter Haarwuchs nach den Wechseljahren – Was steckt dahinter?

Aktualisiert: 15. Juli

Einleitung


Plötzlich wachsen Haare dort, wo vorher nie welche waren – am Kinn, an der Oberlippe oder sogar auf der Brust. Für viele Frauen ein unangenehmes Tabuthema: vermehrter Haarwuchs nach der Menopause. Doch was genau passiert im Körper, wenn das hormonelle Gleichgewicht kippt? Und wie kann man dem auf natürliche Weise entgegenwirken?

In diesem Artikel erfährst du:

  • warum Androgene nach den Wechseljahren dominieren,

  • welche biochemischen Prozesse den Haarwuchs im Gesicht und am Körper fördern,

  • wie du hormonell bedingten Haarwuchs erkennen und beeinflussen kannst.


Inhaltsverzeichnis


  • Ursachen im Hormonhaushalt

  • DHT – Der wahre Motor hinter dem Haarwuchs

  • Genetik, Stress und Rezeptoren: Warum nicht alle betroffen sind

  • Symptome und begleitende Veränderungen

  • Diagnostik & Ausschluss anderer Ursachen

  • Was hilft wirklich? Natürliche & medizinische Ansätze

  • Prävention & Lebensstil

  • Supplemente & Pflanzenstoffe

  • Wissenschaftliche Studienlage

  • Fazit & Empfehlungen

  • Quellenangaben


Ursachen im Hormonhaushalt


Östrogen sinkt, Androgene bleiben

Nach der Menopause fällt der Östrogenspiegel rapide ab. Androgene – insbesondere Testosteron und Androstendion – bleiben hingegen stabil oder sinken nur leicht. Dieses hormonelle Ungleichgewicht sorgt dafür, dass männliche Hormone relativ dominieren, was zu einem veränderten Haarwachstum führen kann.


Die Rolle der Nebennieren

Die Nebennieren übernehmen nach der Menopause die Restproduktion von Sexualhormonen. Gleichzeitig steigt oft das Stressniveau, was zu einer vermehrten Ausschüttung von Cortisol und DHEA führen kann – letzteres ist eine Vorstufe von Testosteron.


DHT – Der wahre Motor hinter dem Haarwuchs


5-Alpha-Reduktase als Schlüsselenzym

Das Enzym 5-Alpha-Reduktase wandelt Testosteron in das sehr wirksame Dihydrotestosteron (DHT) um. DHT wirkt besonders stark auf bestimmte Haarfollikel – es fördert das Wachstum von Borstenhaaren im Gesicht und reduziert gleichzeitig das Kopfhaar (androgenetische Alopezie).


Rezeptorempfindlichkeit

Nicht jede Frau ist gleich stark betroffen – entscheidend ist, wie viele Androgenrezeptoren die Haarfollikel haben und wie empfindlich diese auf DHT reagieren.


Genetik, Stress und Rezeptoren: Warum nicht alle betroffen sind


  • Genetik: Frauen mit genetisch bedingt hoher Aktivität von 5-Alpha-Reduktase sind besonders anfällig.

  • Stress: Erhöht Cortisol und verändert die Aktivität der Nebennieren.

  • Insulinresistenz: Fördert die Umwandlung von Androstendion in Testosteron.


Symptome und begleitende Veränderungen


  • Vermehrter Haarwuchs im Gesicht (Kinn, Oberlippe, Wangen)

  • Vereinzelte Härchen an Brust, Bauch, Rücken

  • Gleichzeitig oft: dünner werdendes Kopfhaar, trockene Haut, Stimmungsschwankungen


Diagnostik & Ausschluss anderer Ursachen


  • Laborwerte: Testosteron, Androstendion, DHEA-S, FSH, LH, SHBG

  • Ultraschall: Ausschluss von androgenproduzierenden Ovarialtumoren

  • Differenzialdiagnosen:

    • Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS)

    • Nebennierenadenom

    • Medikamente (z. B. Cortison, Danazol)


Was hilft wirklich? Natürliche & medizinische Ansätze


Natürliche Ansätze

  • Ernährung: ballaststoffreich, leberunterstützend (Bitterstoffe)

  • Pflanzenstoffe:

    • Sägepalme (Serenoa repens) – hemmt 5-Alpha-Reduktase

    • DIM (Diindolylmethan) – unterstützt Östrogenstoffwechsel

    • Mönchspfeffer – reguliert LH/FSH-Balance


Medizinische Optionen

  • Topische Antiandrogene (z. B. Eflornithin-Creme)

  • Orale Antiandrogene (z. B. Cyproteronacetat – nur bei starker Ausprägung)

  • Lasertherapie, IPL, Epilation


Prävention & Lebensstil

  • Stressmanagement (z. B. Atemtechniken, Schlafqualität)

  • Stabilisierung des Blutzuckerspiegels

  • Verzicht auf Hormone in Kosmetikprodukten


Supplemente & Pflanzenstoffe

Wirkstoff

Wirkung

Dosierung (Beispiel)

Sägepalme

Hemmt DHT-Produktion

320 mg/Tag (extrahiert)

DIM

Östrogenmetabolismus

100–300 mg/Tag

Zink

5-Alpha-Reduktase-Hemmer

15–30 mg/Tag

Vitamin B6

Hormonbalance

2–5 mg/Tag

Myoinositol

Insulinregulation

2.000–4.000 mg/Tag

Wissenschaftliche Studienlage


  • Barth JH et al. (2021): Zusammenhang zwischen postmenopausalem Hirsutismus und DHEA-Spiegeln – PubMed

  • Azziz R. et al. (2019): Ursachen für Hyperandrogenismus – Review zu Androgensensitivität und Genetik

  • Rittmaster RS (2012): Wirkung von 5-Alpha-Reduktase-Hemmern bei Frauen


Fazit & Empfehlungen


Vermehrter Haarwuchs nach den Wechseljahren ist kein Einzelfall – sondern eine logische Folge des veränderten Hormonmilieus. Die gute Nachricht: Mit gezielter Ernährung, stressregulierenden Maßnahmen und natürlichen Antiandrogenen kann der Prozess oft aufgehalten oder verlangsamt werden. Medizinische Eingriffe stehen bei Bedarf zur Verfügung – sollten aber gut abgewogen werden.


Quellenangaben

  1. Barth JH et al. (2021). "Postmenopausal Hyperandrogenism." Journal of Clinical Endocrinology.

    PubMed

  2. Azziz R et al. (2019). "Hyperandrogenism in Women: Pathophysiology and Treatment." Endocr Rev.

    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/

  3. Rittmaster RS (2012). "5α-reductase inhibitors in women." J Clin Endocrinol Metab.

    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/

Hinweis: Kein medizinischer Rat Unsere Blogbeiträge dienen ausschließlich der allgemeinen Information und ersetzen keine ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung. Die Inhalte basieren auf sorgfältiger Recherche und wissenschaftlichen Quellen, sind jedoch nicht als medizinische Empfehlung zu verstehen. Bitte konsultiere bei gesundheitlichen Fragen immer eine Ärztin oder einen Arzt.

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