Was passiert hormonell und körperlich beim Fasten?
- Norman Reffke
- 3. Juli
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 2 Tagen
Einleitung
Hast du dich schon mal gefragt, was in deinem Körper passiert, wenn du 24 Stunden oder länger nichts isst? Viele denken beim Fasten nur an den Gewichtsverlust – doch der Verzicht auf Nahrung ist ein tiefgreifender biologischer Reset. Der Stoffwechsel stellt sich um, Hormone wechseln ihren Takt und sogar dein Gehirn reagiert darauf.
Aber wann genau beginnt diese Umstellung? Wie beeinflusst sie deine Energie, Muskeln und Organe? Und was hat es eigentlich mit diesen sagenumwobenen Ketonkörpern auf sich? Lass uns eintauchen in die faszinierende Welt der hormonellen Fastenphasen – Schritt für Schritt.
Inhaltsverzeichnis
Was passiert in den ersten 24 Stunden ohne Nahrung?
Ketonkörper: Was sie sind und wann sie produziert werden
Die großen Hormonachsen beim Fasten: Insulin, Glukagon, Cortisol & Co.
Leptin & Ghrelin: Hunger, Sättigung und Fastensignale
Schilddrüsenhormone, Wachstum & Testosteron: Der Einfluss auf deinen Stoffwechsel
Schutz der Muskulatur: Autophagie, mTOR & Hormonausgleich
Fasten & Gehirn: Serotonin, Dopamin, BDNF & mentale Schärfe
Fazit & praktische Empfehlungen
Quellen
Was passiert in den ersten 24 Stunden ohne Nahrung?
Bereits wenige Stunden nach deiner letzten Mahlzeit beginnt dein Körper, seine Energiequellen umzuschichten:
0–6 Stunden: Glukose aus der letzten Mahlzeit wird verarbeitet.
6–12 Stunden: Die Leber setzt gespeichertes Glykogen frei. Insulin sinkt, Glukagon steigt.
12–24 Stunden: Die Glykogenspeicher leeren sich. Erste Glukoneogenese startet: Aminosäuren, Laktat und Glycerin werden zur Zuckergewinnung genutzt.
👉 Bei Fastenanfängern dauert es oft bis zu 24–36 Stunden, bis der Körper beginnt, nennenswerte Mengen Ketone zu produzieren.
Ketonkörper: Was sie sind und wann sie produziert werden
Ketonkörper sind energiereiche Moleküle, die in der Leber aus Fettsäuren entstehen, wenn Glukose fehlt. Die drei Hauptformen:
Beta-Hydroxybutyrat (BHB)
Acetoacetat (AcAc)
Aceton (flüchtig, Ausatemluft)
Zeitlicher Ablauf:
24–36 Stunden: Beginn der Ketonkörperproduktion bei Anfängern
48–72 Stunden: Dominanz von BHB, Gehirn nutzt Ketone statt Glukose
ab Tag 3–5: Ketose ist stabil, Hunger reduziert sich deutlich
Ketone sind nicht nur ein Energieträger – sie wirken auch antientzündlich, neuroprotektiv und zellschützend.
Die großen Hormonachsen beim Fasten: Insulin, Glukagon, Cortisol & Co.
Fasten schaltet mehrere Hormonachsen um:
Insulin: Fällt stark ab – wichtig für Fettmobilisierung
Glukagon: Steigt an – aktiviert Glykogenabbau und Glukoneogenese
Cortisol: Leicht erhöht zur Energiebereitstellung
Adrenalin/Noradrenalin: Fördern Wachheit und Glukosefreisetzung
Diese Kombination sorgt dafür, dass du wach, fokussiert und leistungsfähig bleibst – trotz leerem Magen.
Leptin & Ghrelin: Hunger, Sättigung und Fastensignale
Ghrelin („Hungerhormon“) steigt zu gewohnten Essenszeiten an, fällt dann aber wieder ab. Besonders an Tag 2 sinkt das Hungergefühl.
Leptin („Sättigungshormon“) sinkt beim Fasten, da Fettreserven als Signalträger dienen. Weniger Leptin kann langfristig zu mehr mTOR-Aktivierung nach dem Fasten führen (Muskelaufbau!).
Schilddrüsenhormone, Wachstum & Testosteron: Der Einfluss auf deinen Stoffwechsel
T3 (aktives Schilddrüsenhormon) sinkt bei langem Fasten – Schutzmechanismus zur Energieeinsparung
T4 bleibt stabil – Umwandlungsrate wird hormonell gedrosselt
Wachstumshormon (HGH) steigt stark an: Schutz der Muskulatur, Regeneration
Testosteron: Bleibt anfangs stabil, sinkt bei sehr langem Fasten leicht, erholt sich aber meist schnell nach Refeed
Schutz der Muskulatur: Autophagie, mTOR & Hormonausgleich
Der Körper schaltet ab ca. 20–24 Stunden in einen Selbstreparaturmodus:
Autophagie: Zellen recyceln defekte Bestandteile – wirkt verjüngend
mTOR wird gehemmt, was Zellwachstum pausiert – dadurch Fokus auf Reinigung
AMPK aktiviert: Fördert Fettabbau, Energiesparmodus
💪 HGH und Ketone wirken zusammen muskelerhaltend – keine Angst vor Muskelverlust bei Kurzzeitfasten!
Fasten & Gehirn: Serotonin, Dopamin, BDNF & mentale Schärfe
Fasten beeinflusst dein Gehirn deutlich:
BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor) steigt: Neuroplastizität, Lernfähigkeit, Stimmung
Dopamin steigt leicht: Motivation, Fokus
Serotonin wird besser reguliert: Stimmungsschwankungen nehmen ab
🧠 Viele Menschen berichten an Tag 2–3 von mentaler Klarheit – kein Zufall!
Fazit & praktische Empfehlungen
Fasten ist mehr als Nichtessen. Es ist ein orchestriertes Hormonspiel:
Dein Körper spart Energie, reinigt sich selbst und aktiviert verborgene Reserven.
Ketonkörper werden ab 24 Stunden gebildet und unterstützen nicht nur den Energiehaushalt, sondern auch das Gehirn.
Muskulatur wird durch Wachstumshormone und mTOR-Hemmung geschützt.
Das Gehirn erlebt einen Performance-Boost durch BDNF & Dopamin.
Tipp für Einsteiger: Starte mit 16:8 Intervallfasten und steigere dich zu 24 oder 36 Stunden, wenn du dich sicher fühlst.
👉 Wenn du lernen willst, wie du Fasten gezielt zur Leistungssteigerung, Fettverbrennung oder Entgiftung nutzen kannst, melde dich bei mir für ein individuelles Coaching.
Quellen
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Zusammenfassung: Grundlagen zur Umstellung des Energiestoffwechsels während des Fastens, inklusive Ketonkörperbildung.
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Zusammenfassung: Zusammenhang zwischen Fastenzyklen, Hormonhaushalt und Lebensverlängerung.
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Zusammenfassung: Erklärung der metabolischen Umstellung auf Ketonkörper und deren gesundheitlichen Nutzen.
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Zusammenfassung: Studienvergleich zu hormonellen Anpassungen bei verschiedenen Fastenformen.
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Zusammenfassung: Rolle von Autophagie und mTOR im Kontext von Fasten und Zellalterung.
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Zusammenfassung: Wirkung von Ketonkörpern auf das Gehirn – Fokus auf BDNF, Dopamin und kognitive Effekte.
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Zusammenfassung: Grundlagenstudie zu Leptin und seiner Rolle im Energiestoffwechsel während des Fastens.